Ausgabe zur BAU 2019
11 LEITTHEMEN Forster Profilsysteme in Stahl und Edelstahl sicher schlank nachhaltig VERGLASUNGEN FENSTER, FASSADEN TÜREN B1 | 339 www.forster-profile.ch TEXT & BILD: MESSE MÜNCHEN GMBH MESSEGELÄNDE, 81823 MÜNCHEN S ie geben den Takt vor und bringen Ordnung in die Produktvielfalt: die vier Leitthemen der BAU 2019. Viele Aussteller wer- den ihre Präsentationen danach ausrichten und entsprechende Lösungen anbieten. In den Mes- seforen werden die Leitthemen unter verschiedenen Aspekten erörtert und diskutiert. Und in den Sonderschauen werden sie anhand von Produkt- und Pro- jektbeispielen veranschaulicht. Hier eine Übersicht: Digital: Prozesse + Architektur Als vor gut 20 Jahren das In- ternet in der breiten Masse popu- lär wurde, veränderte sich mit der E-Mail auch die Kommunikation grundlegend. Den Startschuss für das mobile und damit allgegen- wärtige World Wide Web gab das erste iPhone rund 10 Jahre spä- ter, im Januar 2007. Seither dringt die digitale Welt immer weiter ins Leben vor. Mehr noch: Die Grenze zwischen der digitalen bzw. virtu- ellen und der analogen bzw. realen Welt weicht immer mehr auf. Und im Bauwesen? Dort kommt die Di- gitalisierung seit einigen Jahren erst richtig in Fahrt. Mit digitalen Planungsinstrumenten, sprich: CAD arbeiten die Büros zwar schon seit Mitte der 1990er-Jahre, meist je- doch zweidimensional, quasi als Ersatz für den Tuschestift mit Zei- chenplatte. Mit den jüngsten Ent- wicklungen im IT-Bereich und vor allem mit BIM (Building Informa- tion Modeling) aber verändert sich das Planen enorm. Heute ist es Standard, dass internationale Pla- nungsteams gemeinsam und zeit- gleich an denselben Daten arbei- ten. Das vereinfacht den Austausch und die Arbeit erheblich und trägt zu einer besseren Qualität der Pla- nung bei. Gewiss: Die architektonische Idee und der Entwurf entspringen nach wie vor der Kreativität des Architekten, Innenarchitekten und Gestalters. Sie sind jene, die all die Parameter wie Raum, Form und Ma- terial, aber auch Gesellschaft, His- torie und nicht zuletzt die Bedürf- nisse des Bauherrn und der Nutzer in einem Entwurf subsumieren. Doch auch hier gibt es bereits An- sätze eines „generativen Designs“, bei denen der Entwurf von Loga- rithmen erledigt wird, je nach Ma- terial und Systematik. Die handfes- te Werkplanung dann wird digital erledigt und kommt gewerkeüber- greifend zum Einsatz. Auch wenn die Anschaffung spezieller BIM- Werkzeuge und die Planung in BIM zunächst einen gewissen Aufwand bedeuten, amortisiert sich dieser im Verlauf eines Projekts schnell. Bei Großprojekten ist diese Art der Planung sogar bereits gang und gäbe. Zukünftig werden die digi- talen Planungswerkzeuge auch bei kleineren Projekten und Altbau-Sa- nierungen angewendet und somit weltweit gültiger Standard sein. Auf diese Entwicklung muss sich auch das ausführende Hand- werk einstellen, um wettbe- werbsfähig bleiben zu können. Künftig wird es möglich sein, eine Planung teilweise direkt in die 3D- Produktion zu übersetzen. Im Inge- nieurwesen bei Bauteilen aus Stahl oder Holz ist dies bereits Realität. Aber auch in anderen Bereichen wird man Maschinen mit 3D-Daten füttern können. Das wird nicht nur Zeit und Geld sparen, sondern auch die Effektivität am Bau nachhaltig beeinflussen. Die Arbeit des Hand- werkers ändert sich damit zwar, sein Know-how wird dabei immer gefragt sein. Vernetzt: Wohnen + Arbeiten Die Arbeitswelt befindet sich derzeit in einem bemerkenswerten Umbruch. Für viele liegt der Fokus nicht mehr nur auf der Entloh- nung, sondern auch auf der Flexi- bilisierung der Arbeitszeit und der besseren Vereinbarkeit von Privat- leben und Arbeit. Neu ist dieser Ansatz nicht, neu aber sind die Umstände: Durch die Digitalisie- rung verschmilzt die Arbeitswelt immer mehr mit dem Privatleben der Mitarbeiter. Am Abend schnell noch einmal die E-Mails kontrollie- ren oder am freien Tag die Frage ei- nes wichtigen Kunden beantworten – für viele ist das zur Normalität geworden. Auf der anderen Seite funktioniert das Leben heute nicht mehr nach klaren Mustern. Indivi- duelle Lebenskonzepte und freie Entfaltung der eigenen Ideen sind für Mitarbeiter zunehmend wichti- ge Faktoren. Beides passt im Grun- de gut zusammen, womit sich eher die strukturelle Frage stellt. Oft ist es nicht mehr nötig, von 8 bis 17 Uhr im Büro anwesend zu sein. Viele Arbeiten lassen sich (dank mobiler Datenverarbeitung) auch im Home Office oder sogar im Café um die Ecke erledigen. Die Betreu- ung von Kindern oder die Pflege von Familienmitgliedern lassen sich so mit der Arbeit eleganter und vor allem intelligenter vereinbaren. Feste oder gleitende Arbeitszeiten, erfunden für eine analoge Welt, können mitunter getrost durch fle- xible Modelle ersetzt werden. All das verändert natürlich auch dasBauenbishinzurganzkonkreten Gestaltung von Bürolandschaften. Für die Mitarbeiter müssen keine festen Arbeitsplätze mehr bereitge- halten werden. Je nach Gusto kön- nen jetzt unterschiedliche Bürosi- tuationen zur Verfügung stehen. Jeder sucht sich dann am Morgen einfach einen Arbeitsplatz für den Tag aus. Das spart mitunter bis zu 20 % der Bürofläche. Die Daten holt man sich bequem aus der Cloud. Noch größer sind die Auswirkungen auf die Wohnungsplanung. Grund- risse sollten intelligent gestaltet sein, sodass sie flexibel angepasst werden können. Home Office, Mehr- generationenwohnen, Verdichtung, Erweiterung und Umfunktionierung müssen mit wenigen Umbauten möglich sein. Die Digitalisierung und die damit einhergehende Flexi- bilisierung von Arbeit und Privatle- ben erfordern mehr denn je flexible Gebäudestrukturen, auch um auf die Wohnungsnot in Ballungsge- bieten reagieren zu können. Nicht zuletzt wirkt sich das auch auf die Stadt aus, wo neue, digitale Mo- bilitätskonzepte künftig zu neuen Infrastrukturen führen müssen. Integral: Systeme + Konstruktionen Was Architekten und Ingenieure tun, lässt sich manchmal nur noch schwer voneinander trennen. Tech- nisch und technologisch immer ausgereiftere Systeme erfordern immer häufiger Fachleute, die das Machbare ausreizen. Beim Bauen geht es neben der guten Gestal- tung und dem guten Arrangieren von Materialien zunehmend um komplexe Tragwerke, leichte Konst- ruktionen und hochtechnologisier- te Bauteile. Etwa in der Fassade, die als äußere Haut eines Bau- werks auf kleinem Raum oft auch Technologien zur Belüftung oder zur Energiegewinnung aufnehmen muss. Bei solchen Themen treffen sich die Architekten und Ingenieu- re recht direkt, was nicht zuletzt eine frühzeitige und detaillierte, integrale Planung voraussetzt. Nur so lassen sich Planungsfehler vermeiden, die später irreversibel sein können. Die stete Entwicklung immer neuer Technologien spielt bei al- ledem eine große Rolle. Die Pla- nung von Niedervolt-Leitungen für intelligente Gebäudesysteme, von speziell für TGA-Planer reservierten Leitungen oder von Datenkabeln für ein weit verzweigtes Intranet berühren mittlerweile viele ver- schiedene Gewerke. Solche Pro- jekte müssen generalisiert geplant werden, damit der Überblick nicht verloren geht und diese Komplexi- tät hinterher nicht mehr sichtbar ist. Die digitalen Werkzeuge erlau- ben außerdem eine Planung fernab des rechten Winkels. Ob Stahl-, Be- ton- oder Holzbau: Das Tragwerk ist nicht selten wichtigstes Merkmal eines einzigartigen Entwurfs. Umso mehr sind Architekten und Ingeni- eure auf eine gute Zusammenarbeit angewiesen. Je komplexer das Bauen wird, desto größer ist auf der anderen Seite der Drang zur Vereinfachung. Der Schlüssel dazu liegt in der Vor- fertigung und in der modularen Systembauweise. Im Werk können viele Bauteile besser und schneller zusammengefügt werden, sodass sie auf der Baustelle nur noch wie ein Puzzle zusammengefügt werden müssen. Das spart nicht nur Zeit und Geld, sondern erhöht auch die Genauigkeit und schlussendlich die Qualität eines Bauwerks. Derartige Systeme gibt es natürlich bereits, doch der Baustellenalltag sieht meist noch anders, eher klassisch aus. Dabei sind die Vorteile einer modularen, vorgefertigten Bauwei- se nur schwer von der Hand zu wei- sen. Hilfreich werden zukünftig die digitalen Planungswerkzeuge sein, mit denen sich die Daten direkt in individuell gefertigte Bauteile übersetzen lassen. Smart: Licht + Gebäude Auch das Gebäude selbst wird immer digitaler. Im „Smart Buil- ding“ sind alle Geräte in einem ge- meinsamen „Smart Grid“ vernetzt und können so direkt oder indi- rekt miteinander kommunizieren, unterstützt durch die Internet-of- Things-Technologie. Das bringt mehrere Vorteile: Energieströme etwa können optimal gesteuert, die etwa aus Solarzellen gewonnene Energie kann bedarfsgerecht ver- teilt oder auch gespeichert werden. In einem etwas größeren Netzwerk lässt sich überschüssige Energie auch zu benachbarten Gebäuden weiterverteilen. Ganze Quartiere können so in einem intelligenten Netz verbunden werden, mit dem Ziel, Energie dort zu verbrauchen, wo sie erzeugt wurde. Stark verändert hat sich in den letzten rund zehn Jahren vor allem der Umgang mit dem Kunstlicht. Die LED-Technologie – mittlerwei- le zum Standard bei der Beleuch- tungsplanung geworden – hat die gesamte Beleuchtungsbranche nicht weniger als einmal auf den Kopf gestellt. Das Licht im Ge- bäude verbraucht jetzt nicht nur weniger Energie, sondern benötigt auch weniger Platz und bedarf we- gen der längeren Haltbarkeit der LEDs auch weniger Wartung. Das wirkt sich natürlich auf die Elek- troplanung aus, aber auch auf die Architektur an sich. Revisionen müssen nicht mehr vom Hausmeis- ter vorgenommen, sondern kön- nen alle paar Jahre vom externen Spezialisten übernommen werden. Umso stärker kann der Fokus auch bei der Lichtplanung auf der Ge- staltung liegen. Renommierte Licht-Designer sind längst Teil des Planungs- und sogar Entwurf- steams und werden vom Architek- ten oft sehr früh in einem Projekt hinzugezogen. Sie verbinden nicht zuletzt auch die Kunstlichtplanung mit der Tageslichtplanung und spielen somit im Entwurfsprozess eine zentrale Rolle. Im Smart Building wird das Licht zu einem Teil des Smart Grids, in dem alle Geräte im Gebäude mit- einander vernetzt sind. So ist es möglich, über das Smartphone die Jalousien und gleichzeitig das Kunstlicht zu steuern und diese sogar zu Atmosphären-Program- men und Lichtkonzepten zusam- menzufügen. Auch Notprogramme etwa für den Brandfall lassen sich definieren. Im Smart Building sind (fast) keine Grenzen gesetzt, vo- rausgesetzt die einzelnen Kom- ponenten können im Smart Grid miteinander kommunizieren. Wo früher einzelne Gewerke vom Planer verwaltet und gesteuert werden mussten, sind heute also Smart-Building-Fachplaner ge- fragt: Universalisten, die im smart gesteuerten Gebäude alle Soft- ware- und Hardware-Technologien zusammenbringen können. So wird im Gebäude der Zukunft der Um- gang mit Energie im Gebäude viel bewusster sein. Nicht mehr nur nachhaltig, sondern intelligent, clever und smart. Taktgeber: Leitthemen der BAU 2019
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