Ausgabe zur AGRITECHNICA 2019

4 BODENBEARBEITUNG TEXT & BILD: DLG SERVICE GMBH ESCHBORNER LANDSTR. 122, 60489 FRANKFURT/M D ie Herausforderungen für die Bodenbear- beitungstechnik sind hoch – pflanzenbauli- che, phytosanitäre und boden- schützende Anforderungen sind gleichermaßen zu berücksich- tigen und das vor dem Hinter- grund stark eingeschränkter Pflanzenschutzmittelwirkstoffe. Das bedeutet, dass alle Möglich- keiten der Vorsorge gegen Boden- degradation, Humusschwund und Krankheiten sowie Schädlinge zu nutzen sind. Nacherntemanage- ment und Bodenbearbeitung neh- men hier eine zentrale Rolle ein. Die Landmaschinenindustrie bietet bei Stoppel-, Grundbodenbearbei- tung und Saat eine breite Palette von Geräten an, die kaum Wünsche offen lassen. Der Primärbodenbe- arbeitung vorgeschaltet sind Maß- nahmen der Feldhygiene, wie Mul- chen von Erntereststoffen und/ oder eine ultraflache Bearbeitung. Nach der Ernte Vorausgesetzt wird eine gleich- mäßige Strohquerverteilung, die mit der Häckseltechnik am Mähdrescher nicht automatisch eingekauft wird – sie muss eingestellt werden. Arbeits- breiten > 7 m verlangen zusätzliche Zentrifugalverteiler, um auch bei ungünstigen Rahmenbedingungen, wie Seitenwind und Schräghang, eine gleichmäßige Verteilung zu erreichen. Der Einsatz von Strohs- triegeln kann hier zwar geringfügig reparieren, dient aber im Anbausys- tem hauptsächlich der ultraflachen Stoppelbearbeitung, um Gräser und Trespen zum Auflaufen zu bringen. In diesem Bereich gibt es immer wieder die eine oder andere Neu- entwicklung, zum Beispiel bei der Kombination von Striegelzinken + Scheibe + Packerwalze. Das erfor- derliche Zeitfenster für eine extrem flache Bearbeitung liegt allerdings eher bei Sommerungen und weniger bei Winterungen vor. Ansonsten be- kommen Striegel eine zunehmende Bedeutung bei der mechanischen Unkrautbekämpfung – Weiterent- wicklungen, wie eine gleichmäßige Belastung einzelner Striegelzinken, werden zu sehen sein. Die Strohbedeckung ist der bes- te Schutz gegen unkontrollierte Verdunstung von Bodenfeuchte. In feuchten Jahren muss allerdings auf Tonböden von August bis Okto- ber eine flache Stoppelbearbeitung mit Kurzscheibenegge oder Großfe- derzinkenegge erfolgen, weil diese Böden sonst unter der Strohdecke nicht abtrocknen und wegen zu ho- her Feuchte keine tiefere Grundbo- denbearbeitung im Herbst zulassen. Einige Betriebe nutzen gleich nach dem Mähdrusch die Restfeuchte zur Aussaat einer Zwischenfrucht – 2018 reichte allerdings diese Rest- feuchte für einen sicheren Feldauf- gang oft nicht aus. Hat dieses Jahr die plötzliche Abreife beim Getreide dazu geführt, dass die Stängel beim Drusch noch grün waren, dann war sicherlich ein Hochschnitt mit anschließendem Mulchereinsatz für Arbeitsablauf und Rotteprozess hilfreich. Auch beim Maisanbau ist das Mulchen der Stoppeln in zweierlei Hinsicht sinnvoll: 1. um den Zünzler und das Winterquartier mechanisch zu zerstören, 2. um eine bessere Einar- beitungsqualität und Verrottung der Reststoffe zu erreichen und damit Mykotoxinen im Getreide vorzubeu- gen. Bodenbearbeitung von flach bis tief Das Angebot auf dem Markt ist so vielschichtig, dass die Auswahl schwer fällt. Bahnbrechende Hard- wareentwicklungen gibt es nicht. Vielmehr zieht nach und nach die Elektronik in die Geräte ein, sodass eine bessere Kommunikation zwi- schen Traktor und Gerät möglich wird. Eine Steuerung von Einstellun- gen über ISOBUS bleibt allerdings noch die Ausnahme, weil die voll- ständige Kompatibilität zwischen allen Herstellern immer noch nicht gegeben ist. In Ansätzen wird eine Tiefensteuerung, zum Beispiel von einem Grubber, durch die Messung des elektrischen Widerstandes im Frontanbau ermöglicht. Die entspre- chenden Algorithmen müssen aller- dings noch abgeleitet werden, um sichere Rückschlüsse zum Beispiel auf eine Bodenschadverdichtung ziehen zu können. Grundsätzlich sollten alle Geräte über eine hydrau- lische Tiefeneinstellung verfügen, unabhängig davon, ob per Hand oder GPS-unterstützend gesteuert wird. Die Betriebe haben die Auswahl zwischen Kurzscheibenegge solo, Grubber solo oder der Kombinati- on zwischen Scheibeneinheit und Grubberzinkeneinheit in einer Ma- schine. Wird ein Grubber als Uni- versalgerät für Stoppelbearbeitung und Grundbodenbearbeitung (unter anderem als Pflugersatz) gewählt, sind ein Scharwechselsystem und eine zweite Packerwalze erfor- derlich. Bei den Scharen werden nach wie vor für die flache Bear- beitung Flügelschare angeboten, die allerdings durch den Unter- griff der Spitze und die seitlich hoch stehenden Flügel nicht flach arbeiten können – mit 10 bis 12 cm greifen sie in den Boden ein, um flächig zu arbeiten. Das ist für den Aufgang von Gräsern und Raps eindeutig zu tief. Außerdem wird das Stroh nicht gleichmäßig in den Oberboden eingearbeitet, sondern eher „eingeschwadet“. Bei dem zweiten tieferen Arbeitsgang erledigen Grubber mit Wendel- oder Doppelherzscharen eine gute Einmischung von Erntereststoffen. Die Spitzen sind heute in der Regel aufgepanzert, was den Verschleiß enorm mindert – dieser kann auch elektronisch angezeigt werden. Für eine krumentiefe Lockerung von Tonböden eignen sich Meißelschare mit 6 cm Breite, der Strichabstand sollte dann < 30 cm betragen. Was bleibt, ist das Problem mit der Ar- beitsbreite: Zum Beispiel ist ein 180 kW-Traktor mit seiner Zugkraft bei flacher Bearbeitung mit einem Grubber von 4,5 m Arbeitsbreite und 10 km/h Fahrgeschwindigkeit ausgelastet, bei krumentiefer Bear- beitung auf schwerem Boden sollte der Grubber nicht breiter als 3 m sein. Das heißt, sowohl bei der Ar- beitstiefe, als auch beim Zugkraft- bedarf wird bei Kombigeräten ein Kompromiss eingegangen. Die Lösung ist hier der Einsatz von zwei Spezialgeräten. Die erste flache Stoppelbearbeitung erledi- gen Kurzscheibeneggen mit 50 cm Scheibendurchmesser recht gut – die Arbeitsbreite kann bei 180 kW durchaus 5 bis 6 m und die Fahrge- schwindigkeit > 12 km/h betragen. Durch den insgesamt geringeren Zugkraftbedarf gegenüber einem Grubber werden hohe Flächenleis- tungen erreicht. Das Segment der Scheibeneggen ist erweitert auf größere Scheibendurchmesser von 65 bzw. 73 cm – der Hauptein- satzbereich liegt beim Einarbeiten von großen Reststoffmengen, wie zum Beispiel Körnermais oder bei der Bearbeitung von Tonböden, insbesondere bei trockenen Bo- denbedingungen. Durch das hohe Gewicht sollten diese Maschinen über ein Fahrwerk verfügen - das gilt übrigens auch für Grubber > 4 m Arbeitsbreite, denn nur so kann bodenschonend gearbeitet werden, vor allem auf dem Vorgewende. Das Fahrwerk kann auch bei Grubbern eine Stützfunktion übernehmen, wenn bei feuchten Bodenbedin- gungen die Packerwalze außer Funktion gesetzt werden muss. Die hohen Investitionskosten einer Kurzscheibenegge rechnen sich für den Großbetrieb und können auf mittleren Betrieben durch Koopera- tionen gesenkt werden. Flachgrubber bzw. Großfeder- zinkeneggen sind alternativ zur Kurzscheibenegge einsetzbar. Zur flachen Stoppelbearbeitung soll- te der Strichabstand >15 cm sein. Mit leichter Stützwalze können sie auch bis 6 m Arbeitsbreite ange- baut gefahren werden. Durch die Federzinken krümeln sie den Boden gut und lassen ausreichend orga- nisches Material an der Oberfläche zur Vermeidung von Oberflächen- verschlämmung. Strip-till Verfahren haben sich nicht generell verbreitet, sind aber auf sandigen und zum Teil leh- migen, gut schüttfähigen Böden anzutreffen. Vornehmlich zur Aus- bringung von Gärsubstrat und Gülle und zum Teil auch vor der Einzel- kornsaat von Mais, Zuckerrüben, Raps und Leguminosen. Tiefenlockerung als generel- le Maßnahme vor tiefwurzelnden Pflanzen muss sehr genau überlegt werden. Grundsätzlich führt ein Auf- brechen der Krumenbasisverdich- tung mit starren oder angetriebenen Lockerungswerkzeugen zu einer In- stabilität in der Bodenmatrix. Hohe mechanische Belastungen werden dann ungepuffert in den Unter- grund weiter gegeben und können zu einer Beeinträchtigung von Bo- denfunktionen führen. Auch sollte die routinemäßige Lockerung von Fahrgassen überlegt werden – der Einsatz von 540er bis 600er Reifen bei gut einem Bar Luft schont auch diesen Fahrspurbereich. Regenwur- maktivität in den Fahrgassen ist ein sicheres Indiz, dass die Lockerung überflüssig ist. In welche Richtung entwickelt sich die Bodenbearbeitungsintensität? Stehen Aspekte zum Bodenschutz im Vordergrund aufgrund erosi- onsgefährdeter oder bodendruck- empfindlicher Flächen, so ist die Bearbeitungsintensität eine wich- tige Stellschraube. Nicht nur Cross- Compliance-Auflagen, sondern dar- über hinaus auch die Regeln „guter fachlicher Praxis“ fordern einen aus- reichenden Bodenbedeckungsgrad zur Vorbeugung von Oberflächen- verschlämmung und Bodenerosion. Durch organisches Material an der Oberfläche werden Regenwurmakti- vität gefördert und damit biogene Vertikalporen angelegt, die für eine hohe Infiltrationsleistung von Was- ser sorgen, was den Pflanzen dann in Trockenphasen zur Verfügung steht. Fester Baustein in diesem System ist ein nichtselektives Herbizid, was für die Bekämpfung von Unkräutern, Ungräsern und Ausfallgetreide sorgt, ohne den Bedeckungsgrad zu min- dern. Sollten diese Mittel zukünftig nicht mehr zur Verfügung stehen, hat die Bekämpfung ausschließlich mechanisch zu erfolgen. Das bedeu- tet eine Steigerung der Arbeitsgän- ge mit Scheibenegge bzw. Grubber, was zu einer starken Dezimierung des Oberflächenbedeckungsgrades führt. Zusätzlicher Dieselverbrauch mit CO2-Ausstoß, Humusabbau und eine Zunahme an Bodenerosion und Gewässereutrophierung werden die Folge sein. Vor diesem Hintergrund sollte das konservierende Ackerbau- system mit nichtselektivem Herbizid in gefährdeten Regionen weiter er- laubt bleiben. Durch die intensivere Bearbeitung und Lockerung des Bodens werden zusätzlich die Tragfähigkeit des Bo- dens abnehmen und die Gefahr von Bodenverdichtungen steigen. Die Industrie ist also gefordert, Werk- zeugformen zu entwickeln, die ei- nerseits eine effektive Beseitigung der Unkräuter bewirken, gleichzeitig aber Bedeckungsgrad und Humusge- halt schonen. Fazit Die Technik zur Bodenbearbei- tung nimmt eine zentrale Rolle ein zwischen Bestandesetablierung der Kulturpflanzen, Vermeidung von phytosanitären Problemen und Berücksichtigung von boden- schutzrelevanten Aspekten. Vor dem Hintergrund sind zukünftig Werkzeugform, Werkzeuganord- nung, Arbeitsbreite und –gewicht von der Industrie zu gestalten. Der Landwirt muss in der Lage sein, durch Steuerung von Lockerung, Einmischen organischer Reststof- fe, Krümelung und Rückverfesti- gung sich an die unterschiedli- chen Anforderungen anpassen zu können. Erfahren Sie mehr unter www.stauffline.com und auf der Agritechnica § Halle 17 I Stand F41 vom 10. - 16. 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