MK-Eurotier-2022

22 23 Rubrikentitel Rubrikentitel 22/2022 22/2022 Text & Bild: DLG Service GmbH Eschborner Landstraße 122 60489 Frankfurt am Main Auf dem Messegelände in Hannover präsentieren die Aussteller eine Fülle von Schlüsseltechnologien, die Herden- und Betriebsmanagement, Gesundheitsmonitoring sowie digitalen Assistenzsysteme und Robotik miteinander vernetzen – und das in Echtzeit, online und dank App auch mobil. Steigende Kosten für Energie und Futtermittel, extreme Wetterbedingungen und neue Auflagen, um die Kohlendioxid- und Stickstoffemissionen zu senken – die Landwirtschaft war noch nie mit so vielen Herausforderungen konfrontiert, wie heute. Umso entscheidender ist es, effizient und transparent zu produzieren. Die Digitalisierung kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Das zeigt eine repräsentativeUmfragederDeutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) und des Digitalverbands Bitkom unter 500 landwirtschaftlichen Betrieben. Demnach sehen über zwei Drittel der befragten Landwirte hierzulande (68 Prozent) die Digitalisierung als eine große Chance für eine nachhaltigere Landwirtschaft. Ein Drittel (32 Prozent) hat Systeme zum Farm- oder Herdenmanagement im Einsatz und ein Viertel (24 Prozent) intelligente Fütterungssysteme, die zum Teil das Futter für einzelne Tiere so zusammenstellen können, dass diese weniger klimaschädliches Methan ausstoßen. „In den Betrieben wird erkannt, welche Chancen die digitalen Lösungen bieten“, fasst Dr. Bernhard Rohleder die Ergebnisse der Umfrage zusammen. Gleichwohl fordert der BitkomHauptgeschäftsführer die Landwirte bei der Einführung der Technik stärker zu unterstützen, denn die große Mehrheit der Betriebe (83 Prozent) sieht in den Investitionskosten das Hemmnis, das die Digitalisierung der Landwirtschaft mit am stärksten bremst. Assistenzsysteme für eine intelligente Nutztierhaltung Neue Stallkonzepte und digitale Assistenzsysteme bieten einen niedrigschwelligen Einstieg in Smart Farming und sind die Grundlage für die intelligente und ressourcensparende Bewirtschaftung. Sie stehen deshalb vom 15. bis 18. November im Mittelpunkt der EuroTier 2022. Die Aussteller präsentieren in Hannover zahlreiche Lösungen, um die Prozesse in der Nutztierhaltung und Landwirtschaft effizienter zu gestalten. Von Sensoren und Steuerungen über Lösungen für die IT-Infrastruktur bis hin zu Managementsystemen finden sich auf dem Messegelände alle erforderlichen Komponenten, um die Nutztierhaltung auf das nächste Level der Vernetzung zu heben – ganz im Sinne von "Transforming Animal Farming", demMotto der diesjährigen EuroTier. Landwirte erfahren nicht nur an den Ständen, sondern auch imForumRind in Halle 12, welche Assistenzsysteme beispielsweise für die Rinderhaltung derzeit auf dem Markt erhältlich sind und was diese leisten. Ein Highlight gleich zu Beginn des ersten Messetages ist der Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Büscher von der Universität Bonn, der auf den aktuellen Stand und die Herausforderungen der Digitalisierung in der Milchrinderhaltung eingeht. Büscher ist Sprecher des Experimentierfelds CattleHub, ein durch das Landwirtschaftsministerium gefördertes Projekt, das unterschiedliche Assistenzsysteme validiert und spezifische Verbesserungen in den Bereichen Tracking, Sensorik, Funkvernetzung sowie Energieversorgung anstrebt. Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz soll geprüft werden und zu höheren Prognosesicherheiten in der Datenanalyse beitragen. Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse sollen anschließend in die praktische Rinderhaltung übertragen werden. Jedes Tier rund um die Uhr im Blick Die auf der EuroTier gezeigten Systeme für das Herden- und Betriebsmanagement geben Landwirten innovative Funktionen an die Hand, mit denen sie die täglichen Routinen optimieren können. Der effiziente Einsatz von Futtermitteln, vergleichende Analyse von Tierdaten oder Tiergesundheitsparametern sind nur einige der Aufgaben, die ein Herdenmanagementsystem zu bewältigen hat. Dabei gilt: Je transparenter die Datenlage über jedes einzelne Tier ist, umso effizienter und verantwortungsvoller kann der Landwirt seine Herde managen. Ein Grund, warum seit einigen Jahren Systeme zur Positionsbestimmung von Kühen vermehrt Einzug in die landwirtschaftliche Praxis halten, denn die sichere Erkennung ist Voraussetzung für die korrekte Zuordnung der erfassten tierspezifischen Daten und ein darauf aufbauendes Herdenmanagement. Nahezu alle großen Melktechnikhersteller auf dem Messegelände in Hannover bieten entsprechende Lösungen in Form von Halstransponder und/oder Pedometer an. Sie zeichnen Daten zu den individuellen Liege-, Ruhe- und Aktivitätszeiten auf. Stellvertretend dafür steht beispielsweise "CowScout" von GEA – ein Sensorhalsband, das kontinuierlich den Standort jeder einzelnen Kuh ermittelt. Es erfasst anhand spezifischer Kopfbewegungen rund um die Uhr die Aktivität der Tiere und übermittelt die Daten in Echtzeit an das Herdenmanagement. Mittels der Alarmfunktion liefert das Halsband sofortige Hinweise auf Fütterungs- oder Gesundheitsprobleme, auf die schnell und gezielt reagiert werden kann. Gesundheitsmonitoring auf Knopfdruck Die Echtzeiterkennung bietet darüber hinaus Einblicke in den Gesundheitszustand der einzelnen Kühe. So ermöglicht sie es Landwirten, den Erfolg veterinärmedizinischer Behandlungen schnell zu bewerten, um eine bestmögliche Gesundung der Tiere bei optimierten Behandlungskosten zu erzielen. Entsprechende Tools zur Gesundheitsüberwachung bietet beispielsweise der EuroTierAussteller Allflex mit den "Livestock Intelligence"-Anwendungen. Milchviehhalter versetzen sie in die Lage, Probleme wie Ketose, Labmagenverlagerung oder Metritis bereits in der Frühphase zu erkennen. Verdächtige Tiere können über das Herdenmanagementsystem separiert und bei Bedarf gezielt behandelt werden. Langfristig gesehen lässt sich so der Antibiotikaeinsatz auf ein Minimum beschränken. Neben der Überwachung wichtiger Gesundheitsparameter und der Brunsterkennung bieten die in Hannover gezeigten Herden- und Betriebsmanagementprogramme auch die Möglichkeit, das Fressverhalten und das Abkalbeverhalten der Tiere zu beobachten und auszuwerten. Mittels einer Tierkartei lassen sich die Gewichtskurven pro Rasse und Geschlecht der einzelnen Tiere sowie die Gewichtsfortschritt pro Gruppe analysieren. Digitalisierung bedeutet in diesem Zusammenhang ferner, dass Landwirte diese Daten nicht nur am PC im Büro, sondern gleichermaßen auf mobilen Geräten direkt vor Ort im Stall abrufen können. Damit aber noch nicht genug: Über entsprechende Schnittstellen können auch die automatischen Melksysteme mit dem Herdenmanagement vernetzt werden. So lassen sich die jeweils von einer Kuh gegebene Milchmenge und zusätzlich verschiedene Qualitätsparameter für den Fett-, Eiweiß- und Laktosegehalt sowie die Zellzahlen dokumentieren. Die Fütterung im Griff Zudem erlaubt die tagesaktuelle Auswertung der Daten eine schnelle Anpassung und bedarfsgerechte Optimierung der Futterrationen. Landwirte können so ihre Fütterungsstrategie verbessern, indem sie schnell erkennen, wie ihre Kühe selbst bei kleinen Änderungen wie etwa neue Futtersorten, neue Lieferanten und Mischungsänderungen reagieren. Die Auswirkungen von Rationsanpassungen können bereits innerhalb weniger Stunden festgestellt werden und ermöglichen fundierte Fütterungsentscheidungen. Der Überblick über mehrmonatige Langzeittrends bietet Futterspezialisten zusätzliche Einblicke für die Bewertung von Rationen und Veränderungen. Die Fütterung lässt sich vollkommen automatisieren, indem ein Fütterungsroboter, verbunden mit dem Herdenmanagementsystem, nach vorgegebener Rezeptur die Grund- und Kraftfuttermengen aus den Vorratsbehältern entnimmt. Sobald die Rezeptur für jede Mischung und die Fütterungsintervalle einmal am Bedienterminal eingegeben wurden, erledigt der Roboter alles Weitere – für alle Tiergruppen und mehrmals am Tag zu festgelegten Zeiten. Dabei lässt er sie jederzeit bequem von Mobilgeräten aus überwachen und steuern. Vom 15. bis 18. November erhalten die Besucher der EuroTier 2022 praxisnahe Einblicke sowohl in die automatische Fütterung wie auch in die Entmistungstechnik. Auf dem Messegelände sind eine Vielzahl autonom agierender und mit innovativer Sensortechnik ausgerüstete Roboter zu finden. Ausgestattet mit der neuesten Akku-Technologie fahren sie rein elektrisch und können umweltfreundlich mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Wie sich Fütterungsstrategien mit derartigen Systemen präzise im eigenen Betrieb umsetzen lassen, ist ein Thema, das darüber hinaus im Forum Rind in Halle 12 diskutiert wird. Herde und Betrieb effizient managen: Digitale Tools beleuchten das Produktionsgeschehen detaillierter als je zuvor Die Digitalisierung hat Stall und Nutztiere erreicht. Auf der weltweit führenden Fachmesse für Tierhaltung und Livestock-Management lauten die Schlagworte dazu vom 15. bis 18. November „Smart Farming“ und „Digital Animal Farming“

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