Messekurier-Drupa-2016

5 INNOVATIONEN TEXT: MESSE DÜSSELDORF GMBH STOCKUMER KIRCHSTRASSE 61, 40474 DÜSSELDORF S elbstschnürende Schnürsenkel oder eine selbsttrocknende Jacke? Fliegende Autos und Hoverboards? Viele der unwahrscheinlich klingenden Voraussagen für das Jahr 2015, die im Mega-Kinohit „Zurück in die Zukunft II“ 1989 gemacht wurden, erwiesen sich als falsch. Aber in einem lag der Film zumindest richtig: Menschen lesen tatsächlich noch immer gedruckte Zeitungen – jetzt, da wir 65 Jahre drupa (und insgesamt 225 Messetage!) feiern werden. „Die drupa hat sich bewährt – und beeindruckt immer wieder aufs Neue,” sagte Werner Matthias Dornscheidt, Vorsitzender der Gechäftsführung der Messe Düsseldorf, vor zwei Jahren, und fügte in Umsetzung des neuen Slogans „Touch the Future“ hinzu: „Und die drupa 2016 macht da keine Ausnahme.“ Betrachtet man die ereignisreiche Geschichte der Veranstaltung, wird seine Prognose höchstwahrscheinlich eintreten. Aber damals, 1949, verlangte es den Gründungsvätern der drupa schon viel Mut ab, mit diesem völlig neuen Konzept an den Start zu gehen: eine internationale Fachmesse für Investitionsgüter nur für die Druck- und Papierbranche, die im Jahr 1951 stattfinden soll. Aber erst nachdem sich 527 Aussteller aus 10 Ländern und über 300.000 Besucher registriert haben, wissen die Gründungsväter, dass sie etwas ganz Großes angestoßen haben. Druckarten 1951 regiert der Buchdruck die Branche. Im letzten Jahrhundert sind Satz und Druck rasch industrialisiert worden – und die drupa zeigt, wo es lang geht. Die Besucher bekommen fünf unterschiedliche Linotype-Modelle und fünf Monotypie-Maschinen zu sehen, die die Vielzahl von Druckmaschinen mit Buchstabensätzen versorgten, die von Herstellern wie Koenig & Bauer, M.A.N., Frankenthal Albers & Cie oder Heidelberg ausgestellt wurden. Letztere hatte sage und schreibe 19 Maschinen live auf der Messe im Betrieb inklusive ihrer automatischen Tiegel-Druckmaschine und dem Heidelberger Cylinder. Geschwindigkeit und Automation waren zweifelsohne die Schlagworte in Düsseldorf – und werden es auch die nächsten 65 Jahre bleiben. Die deutsche Tageszeitung Die Zeit blickt auf die Premiere der Veranstaltung als „eine ausgezeichnete Errungenschaft” zurück – trotz der „auf den ersten Blick etwas verwirrenden Kombination aus Druck und Papier unter einem Dach“. Druckfertige Klischees Veränderung liegt in der Luft. Offset-Druck (in den USA bereits im Aufschwung), da die Auflagen größer werden und die Nachfrage nach Farbe wächst, ist bereits 1951 an verschiedenen Ständen ausgestellt. Faber & Schleicher präsentiert z.B. seine neusten Offset-Maschinen in Halle 11, die 1-Farbendruckmaschine Roland Parva und die 2-Farben Roland Ultra. In Augsburg zu Hause beginnt M.A.N. mit dem Bau seiner ersten Bogenoffset-Maschine, der „Ultra M.A.N.“ Auch andere Erfindungen, die dazu bestimmt sind, diese Industrie früher oder später einmal zu verändern, nehmen langsam Form an – fast gleichzeitig. In den USA installiert beispielsweise Xerox seinen ersten automatischen Kopierer für planes Papier, den „914“. Siemens patentiert den ersten kontinuierlich arbeitenden Tintenstrahldrucker. Und in den Labors vom Rudolf Hell (dem Erfinder des Hellschreibers, einer Version des Faxes von 1925), laufen bereits Versuche mit dem Klischographen – einem elektronisch gesteuerten Graviergerät, das einen Film in einem Schritt auf ein druckfertiges Stereotyp (oder Klischee) scannt. Beschleunigung der Druckvorstufe Ganze drei Jahre später, 1954, wartet die drupa bereits mit ihrer zweiten Auflage wieder über 16 Tage und fast doppelt so groß auf: 35.000 m². Die Einführung des Hell Klischographen 151 ist ein Erfolg, denn er erlaubt es Druckern, den zeitraubenden chemikalischen Ätzprozess zu ersetzen und damit die Druckvorstufe zu beschleunigen. Das gleiche gilt auch für das „Linotype Quickset” System, die erste Lochstreifengesteuerte Setzmaschine ihrer Art mit einem Gussausstoß von 18.000 Buchstaben pro Stunde. Um die Möglichkeiten der Industrien zur Schau zu stellen, bekam Bundespräsident Theodor Heuss sein Foto in ausgedruckter Form nur 30 Minuten, nachdem es aufgenommen worden war. Bildgebung statt Guss Unsere DeLorean-Zeitmaschine kommt im Jahr 1958 an und da erleben wir, wie Offset deutlich an Boden gewinnt. Der wachsende Erfolg der Roland-Druckmaschinen bewegt die in Offenbach ansässige Fabrik Franken & Schleicher sogar dazu, ihren Namen in „Roland Offsetmaschinenfabrik Franken & Schleicher“ zu ändern. Währenddessen wird bei Heidelberg die Offset-Technik noch mit Skepsis am „Rande zur Verachtung“ betrachtet. Fotosatz ist auf dem Wege, heißes Metall zu ersetzen. Monotypie wird zu „Monophoto” – ein umgebautes mechanisches Fotosatzgerät, das die Schrift nicht mehr gießt, sondern photographisch abbildet. Berthold stellt einen Prototypen seiner Diatype 1958 aus. Es handelt sich dabei um ein Tischgerät zum schnellen Schriftsatz von Überschriften, das Buchstaben auf einer Schriftscheibe aus Glas abbildet. Hell führt seinen Colorgraph ein, ein Flachbettsystem, das Original-Fotos scannen, konvertieren, korrigieren und Farbtrennung vornehmen kann. Linotype beschleunigt die Dinge weiter. Dort hat man am Linofilm-Fotosatzgerät gearbeitet, das seit der vorherigen drupa mit einer elektronischen Blitzröhre ausgestattet wurde. Nach praktischen Tests bei der Daily News in New York 1956, wird das Gerät (aus einer Tastatur, automatischen Fotosatz-Einheit und Korrektur- sowie Montageeinheiten bestehend) in Düsseldorf präsentiert; es kann bis zu 43.000 Buchstaben pro Stunde auf Film ausgeben. Aus Buchdruck wird Offset Heidelberg überlegt es sich doch noch: Auf der vierten drupa 1962, geht man auf den OffsetMarkt und stellt KOR vor – ein in Offset konvertierter Buchdruck. Die Messehallen mit nun 48.000 m² sind voll mit neuen OffsetDruckmaschinen unterschiedlichster Marken wie beispielsweise Wifag. Aus Japan kommt auch Sakurai zum ersten Mal zur Messe und stellt seine FlachbettBuchdruckmaschine aus, während Screen seinen ersten elektronischen Farbscanner in den Markt einführt. Zur fünften Ausgabe der drupa im Jahre 1967 wurden zwei temporäre Hallen zur Messe zusätzlich errichtet – rund fünf Kilometer nördlich vom eigentlichen Messegelände. Aber selbst mit 60.000 m² ist die Messe ausverkauft. Koenig & Bauer feiert sein 150. Firmenjubiläum und stellt die Bogenoffset-Maschinen der neuen „Rapida“-Serie vor. Der Kombi-Chromagraph CT288 von Hell kann bereits mehrere Scans kombinieren, um Bilder und Texte zusammen auf Film zu bringen. Neue Hallen Ein Jahr nach der fünften drupa entschließt sich Düsseldorf, ein komplett neues Messegelände zu errichten, damit ihre führenden Fachmessen noch weiter wachsen können – genau an dem Ort, wo die temporären Hallen 1967 gestanden hatten. 1972 hat die drupa dann rund 100.000 m² zur Verfügung – und ist trotzdem wieder ausverkauft. Aber in der Branche vollzieht sich ein grundlegender Wandel. Die Herstellung der Linotype-Geräte mit Heißmetall wird 1970 in den USA eingestellt. Zur gleichen Zeit lanciert Heidelberg seine GTO (‘Grosser Tiegel Offset’)–Maschine, während die Roland 800 als erste Offset-Maschine eine eingebaute Farbregelung besitzt. Erfahren Sie mehr auf www.drupa.de drupa feiert 65. Geburtstag: Zurück in die Zukunft des Drucks »Die drupa hat sich bewährt – und beeindruckt immer wieder aufs Neue.«

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