Messekurier-Emo-Hannover-2025

18 16/2025 smarte Maschine Text & Bild: Deutsche Messe Messegelände 30521 Hannover Automatisierte und vernetzte Maschinen, digitalisierte Prozessketten, autonome Transportsysteme: Beinahe vermitteln die Trends der EMO Hannover 2025 den Eindruck, dass sich der Mensch in den Produktionshallen gerade überflüssig macht. Dem widersprechen allerdings Experten aus Wissenschaft und Industrie. Zwar diene die Technik auch dazu, mit weniger Beschäftigten produzieren zu können, was in Zeiten des Fachkräftemangels existenziell sei. Der Mensch bleibe jedoch unverzichtbar, heißt es, um in komplexen Situationen den Überblick zu behalten und eingreifen zu können. Damit ihm das möglichst leichtfällt und sicher gelingt, helfen Assistenzsysteme und neuerdings Künstliche Intelligenz. Die Attraktivität von Jobs in der Produktion könnte dadurch steigen. Der Fachkräftemangel bremst gegenwärtig viele Unternehmen aus, weltweit. Nach Erhebungen des Münchner ifo-Institutsklagt allein in Deutschland fast jedes dritte Unternehmen darüber, dass es nicht genug Fachkräfte findet. Die Gründe sind vielschichtig und nicht nur am demografischen Wandel festzumachen. „Oft fehlt nicht nur Personal, sondern Effizienz“, stellt Michael Daniel, CEO der Datron AG, Ober-Ramstadt/ Hessen, fest und betont: „Als Maschinenbauer sehen wir uns in der Verantwortung, genau hier Lösungen anzubieten.“ Moderne Maschinen, Automatisierung und digitale Assis- tenzsysteme ermöglichen es laut Daniel, mit weniger Personal mehr zu erreichen – und das bei gleichzeitig höherer Qualität und geringerer Belas- tung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Schritt für Schritt durch den Prozess Bei Datron bedeutet dies vor allem, dass Maschinen immer smarter werden, durch adaptive Regelung, integrierte Sensorik und intuitive Bedienoberflächen. So könnten auch weniger erfahrene Bediener hochpräzise Ergebnisse erzielen. Gleichzeitig setzt das Unternehmen auf Assistenzfunktionen, die Schritt für Schritt durch Prozesse führen, Fehler vermeiden helfen und den Schulungsaufwand senken. Ein weiterer Fokus liegt auf der Digitalisierung des Workflows, so der Datron-Chef. Von der CAMProgrammierung bis zur Maschinenrückmeldung entstehe so ein durchgängiger Datenfluss, der Transparenz schafft und Optimierungspotenziale aufzeigt – etwa bei Rüstzeiten, Energieverbrauch oder Wartungszyklus. „Wir setzen auf Technologie, die sich am Nutzer orientiert, nicht nur um der Technik willen, sondern um echte Entlastung und Effizienz zu schaffen“, so Michael Daniel. Mit den technischen Möglichkeiten, Menschen bei ihrer Arbeit in der Produktion bestmöglich zu unterstützen, beschäftigt sich auch Dr. Elisa Roth, CEO der Firma Augmented Industries in München. Technologiegestütztes Lernen und Werkerassistenzsysteme lieferten das Thema für ihre Promotion am Institute for Manufacturing der University of Cambridge. Die Bandbreite der Lösungen, mit denen sie sich auseinandersetzte, reichte von Exoskeletten (am Körper getragene Assistenzsysteme) und Datenbrillen bis zu Virtual und Augmented Reality. Das Fazit lautete, so Dr. Roth, dass die Technik zwar faszinierendes Potenzial hat, sich aber vieles davon als sehr komplex, mitunter technisch instabil oder nicht wirtschaftlich erwiesen habe. „Das passt nicht immer zur Produktion“, stellt sie fest. „Hier brauchen wir Stabilität, möchten schnelle Erfolgserlebnisse, geringen Aktualisierungsaufwand und dem Mitarbeiter zugleich möglichst viel Freiraum lassen“. Trainer-KI für individuelle Arbeitshilfen Als Mitbegründerin von Augmented Industries fokussiert sich Roth auf den Einsatz Künstlicher Intelligenz für ein individuelles Werkerassistenzsystem, das sich arbeitsbegleitend direkt in Produktion und Service einsetzen lässt. Entsprechend den betrieblichen Voraussetzungen kann es mit vielen Endgeräten, ob Touchscreen, PC, Smartphone oder Tablet genutzt werden. Die KI wird mit unternehmens- und prozessrelevanten Informationen gefüttert. Sie kann digitale Schritt-für-Schritt-Anleitungen erstellen und Fragen beantworten und hilft so dabei, Hemmschwellen abzubauen. „Wir konnten feststellen, dass es vielen Beschäftigten leichter fällt, die KI zu befragen als gegenüber Vorgesetzten oder Kollegen womöglich Wissenslücken zu offenbaren“, so Roth. In der Aus- und Weiterbildung gehe der Trend eindeutig zu digitalen Lösungen, sagt die Expertin, weil sich Unternehmen Abwesenheitszeiten wegen einer Weiterbildung immer seltener leisten könnten. Auch fehle es vor allem an guten Trainern, sodass an digitaler Unterstützung kein Weg vorbei führt. In der Produktion, wo rund 70 Prozent des geforderten Wissens produkt- und prozessspezifisch sei, helfe aber kein Schulungsmaterial von der Stange. Der Vorteil der Trainer-KI sei, dass alle Informationen ausschließlich aus dem Unternehmen selbst stammen und sich didaktisch aufbereiten lassen. So macht die KI schon mal aus einer 100 Seiten umfassenden Arbeitsanweisung lauter kleine so genannte Wissens-Nuggets, die jeweils nicht länger als drei bis fünf Minuten dauern, damit sie auch behalten werden. Inhalte lassen sich schon mal als Schritt-für-Schritt Anweisung, Quiz, Multiple-Choice-Frage Chatten mit der smarten Maschine

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