Ausgabe zur TUBE+WIRE 2018

4 JOIN THE BEST! TEXT & BILD: MESSE DÜSSELDORF GMBH MESSEPLATZ, STOCKUMER KIRCHSTRASSE 61 40474 DÜSSELDORF R asant steigt der Um- fang digitalisierter Da- ten, die beispielsweise für den E-Mailverkehr, den Internethandel, das Telefo- nieren und Fernsehen benötigt werden. Immer mehr, immer schneller – ein Anspruch, den vor allem Glasfaserkabel erfül- len können. Die Kabelbranche muss liefern, und zwar Produk- tionsmaschinen, Kabelumman- telungen und Messtechnik auf allerhöchstem Niveau. Rapide ist daher auch die Ent- wicklung bei der Glasfaserkabel- herstellung, um die benötigte Leistungsfähigkeit sicherzustel- len. Eine Herausforderung, der sich beispielsweise Kurre Spezial- maschinenbau stellt. „Neben der reinen kostengünstigen Umset- zung ist es zwingend erforderlich, sich auf die immer wieder neuen spezifischen Kundenanforderun- gen einzulassen. Das heißt, wir wollen die produktspezifischen Anforderungen unserer Kunden verstehen, um optimale Produkti- onsanlagen zu konzeptionieren“, erklärt Thorsten Wilde, Leiter Ver- trieb und Projektmanagement bei Kurre Spezialmaschinenbau GmbH. Mit dieser Flexibilität wolle man passende Lösungen generieren, wie sie zum Beispiel im Bereich der Elektromobilität, der Daten- übertragung oder der Sensorik im Automobilbau benötigt werden. Planbarkeit durch Fertigungstiefe Planbarkeit ist für die Glasfa- serkabel-Branche wichtig. Kurre Spezialmaschinenbau setzt daher auf eine „nahezu 100-prozentigen Fertigungstiefe“. Die Maschinen „werden auf Basis einer detaillier- ten Kundenspezifikation in einer modernen 3D-Konstruktionsumge- bung entworfen, anschließend im eigenen Hause gefertigt, montiert und nach einer ausführlichen In- betriebnahme an Kunden in der ganzen Welt versendet.“ Durch die Fertigungstiefe sei es möglich, dass „Ersatz- und Verschleißteile lebenslang nachgefertigt werden können und jederzeit verfügbar sind“, betont Thorsten Wilde. Zur Glasfaserproduktion werden neben Maschinen für den reinen Herstellungsprozess im Ziehturm in erster Linie Extruder, Abwick- ler, Aufwickler, Speicher, Abzüge, Kühlrinnen sowie diverse Messsys- teme benötigt. Umhüllung der Fasern Mitentscheidend für die Qualität des Glasfaserkabels ist der Prozess der Extrusion. Rund ein Dutzend lichtleitende Glasfasern werden in Bündeladern zusammengefasst „und in einem Extrusionsprozess von einer hochsteifen und stabili- sierenden Polybutylenterephthalat (PBT)-Röhre lose umhüllt“, er- läutert Dr. Simon Kniesel von der Produktentwicklung technische Kunststoffe bei BASF. Die Um- mantelung erfolgt während eines durchgängigen automatisierten Extrusionsprozesses. „Hierbei wer- den die einzelnen Fasern, von ver- schiedenen Trommeln ausgehend, bei Geschwindigkeiten von bis zu 500 Metern je Minute in das im Ex- trusionsprozess online hergestell- te Röhrchen eingezogen.“ Kabel immer dünner Doch welches Material ist für die Ummantelung zu verwenden? Notwendig ist, dass die Schmelze während des Extrusionsprozesses schnell erstarren muss und die fertigen Bündelader eine hohe Steifigkeit haben. Eine weitere Herausforderung ist aus Sicht von Simon Kniesel, dass auf der einen Seite der weltweite Bedarf an Glas- faserkabeln wächst, andererseits das Platzangebot in Überlandlei- tungen und Kabelschächten, aber auch bei gebäudeinternen Verka- belungen und in optoelektroni- schen Baugruppen begrenzt ist. „Die Kabel müssen also bei kon- stanter Informationsdichte im- mer dünner werden.“ Um diese verschärften Anforderungen zu erfüllen, hat BASF eine neue Ultradur®-Type speziell für dünne Glasfaser-Ummantelungen entwi- ckelt. Diesem Beispiel werden ver- mutlich andere Unternehmen mit eigenen Entwicklungen folgen. Messgeräte zur Überwachung Auch die Entwicklung der Ver- seilung wird von der Industrie vorangetrieben. So hat Rosen- dahl Nextrom sein SZ-Stranding für Glasfaserkabel verbessert. Geschwindigkeit sei, so das Un- ternehmen, ein Schlüsselfaktor für die Leistung der Maschinen. Mit einer Liniengeschwindigkeit von bis zu 200 m/min werden die losen Rohre mit 2500 U/min ver- seilt. Doch ist nicht allein die Ge- schwindigkeit wichtig. „Integrier- te Komponenten müssen auch bei hohen Geschwindigkeiten präzi- se reagieren“, betont Rosendahl Nextrom. Der neue Querbinder des Unternehmens halte mit der Geschwindigkeit Schritt, sorge aber gleichzeitig für eine niedrige Spannung für das Bündel. „Unsere aktive Fadenspannungsregelung stellt sicher, dass die Spannung die Schläuche oder Bündel nicht beschädigt. Schutz der Fasern Wichtig bei der Fertigung des Glasfaserkabels ist der Schutz der Fasern im Kabel. Außerdem müssen sie Belastungen wie beispielsweise Feuchtigkeit und Zugkraft auf lan- ge Sicht standhalten. „Typischer- weise erhalten Glasfaserkabel eine Isolationsschicht aus Polyethylen (PE) als äußeren Schutzmantel“, erläutert das Unternehmen Sikora. Üblicherweise sei für diesen Kabel- typen eine Messung der Wanddicke der Isolationsschicht erforderlich. Die Messung des Durchmessers sei ebenfalls wichtig, allerdings reiche eine Durchmessermessung allein im Allgemeinen nicht aus. Sikora entwickelte Geräte, die per Röntgenbild Durchmesser, minimale Wanddicke, Exzentrizi- tät und Qualität bestimmen. Die Messwertaufnahme erfolge mittels eines röntgenempfindlichen Bild- sensors innerhalb von Sekunden- bruchteilen. „Für Glasfaserkabel ist die Messtechnik besonders auch in Bezug auf das Einsparpotential in- teressant“, so Sikora weiter. Unternehmen investieren Mit Blick auf erforderliche In- novationen und die steigende Nachfrage nach Glasfasern inves- tieren die Unternehmen. So bezog Kurre Spezialmaschinenbau 2016 eine weitere Montagehalle und erweiterte dadurch die Produkti- onsfläche um 800 Quadratmeter. Außerdem wurde die Anzahl der Mitarbeiter in den vergangenen Jahren auf nunmehr ca. 170 er- höht. „Vor allem im Bereich der Programmierung und Inbetrieb- nahme wurde stark investiert und das Team verstärkt, um diese Kern- kompetenz auszubauen“, erklärt Thorsten Wilde, Leiter Vertrieb und Projektmanagement bei Kurre Spezialmaschinenbau GmbH. Über weitere Investitionen bzw. strate- gische Partnerschaften wird inten- siv nachgedacht. Überdies übernahm die Firmen- gruppe Kurre zum Jahresbeginn den rheinland-pfälzischen Extru- der-Spezialisten Siebe Enginee- ring. Damit erweitert die Kurre Spezialmaschinenbau GmbH ihr Kerngeschäft um den Bereich der Extrusionsanlagen und bietet nun auch komplette Fertigungsanlagen an. Hoher Bedarf durch Digitalisierung Unternehmen wie Kurre Spezi- almaschinenbau wappnen sich für die Zukunft: Denn die Digitalisie- rung wird weiterhin einen hohen Bedarf aus dem Bereich der me- tallischen und auch der Glasfaser- Kabelindustrie nach sich ziehen. „Gleichzeitig werden aufgrund steigender Endverbraucheransprü- che auch die Anforderungen an die Übertragungsgeschwindigkeiten der verwendeten Kabel bzw. der Technologie als Ganzes steigen“, prognostiziert Thorsten Wilde. Da diese Eigenschaften unmittelbar mit der Qualität der Fertigungs- mittel zusammenhängen, würden die Erwartungen an Antriebssteu- erungen steigen. „Steigende Qualitätsanforde- rungen der Kunden werden außer- dem dafür sorgen, dass erheblich mehr Maschinen- und Produkti- onsparameter im Verlauf der kom- menden Jahre zu statistischen und qualitätsrelevanten Zwecken erfasst, übertragen, archiviert und aufbereitet werden müssen“, sagt Thorsten Wilde, Leiter Ver- trieb und Projektmanagement bei Kurre Spezialmaschinenbau GmbH. Das heißt, dass neben der reinen Maschinentechnologie in- telligente Software-Applikationen entscheidend sein werden, um sich vom Wettbewerb abzuheben und den Kundenanforderungen gerecht zu werden. Fertigungskonzepte gemeinsam entwickeln Auch aus geografischer Perspek- tive ist der Markt in Bewegung. Lohnintensive Fertigungsschritte wurden in den asiatischen Raum verlagert und Fertigungskapazi- täten rückten näher zum Kun- den, zum Beispiel auf dem US- amerikanischen Automobilmarkt. Entsprechend haben sich auch die Maschinenauslieferungen in diese Regionen entwickelt: „Oft- mals werden Fertigungskonzepte zusammen mit europäischen An- sprechpartnern entwickelt, die fertiggestellte Anlage jedoch final an einen Konzernstandort welt- weit versendet“, erläutert Thors- ten Wilde. Die Prognosen für Hersteller und Zulieferer im Bereich der Glas- faserkabel sind vielversprechend. „Schon heute werden in verschie- denen Branchen Hochleistungs- anschlüsse mit symmetrischen Bandbreiten und einer dedizierten Quality of Service nachgefragt, so beispielsweise im Finanz- und Versicherungssektor, in der Auto- mobilindustrie, im medizinischen Bereich und überall sonst, wo große Datenmengen schnell und sicher von A nach B transportiert werden müssen“, resümiert Wolf- gang Heer, Geschäftsführer Bun- desverband Glasfaseranschluss e.V. (BUGLAS). Glasfaserausbau nimmt an Intensität zu Der BUGLAS geht grundsätzlich davon aus, dass gerade in den Bereichen Machine-to-machine- Kommunikation bzw. Internet der Dinge und im Bereich der Energie- versorgung – wo infolge der Ener- giewende zunehmend dezentral Energie in die Netze eingespeist wird, was einen steigenden Steu- er- und Regelungsbedarf in den Verteilnetzen auslöst – in allen Ländern erheblich in zusätzliche glasfaserbasierte Netze investiert werden muss und wird. Deutschlands Bedeutung als Markt für Glasfaser wird steigen. „Wir gehen davon aus, dass der Glasfaserausbau in den kom- menden Jahren noch erheblich an Intensität zunimmt“, unter- streicht BUGLAS-Geschäftsführer Wolfgang Heer. Zum einen, weil der „Bandbreitenhunger“ weiter- wachse und damit weitere eigen- wirtschaftliche Ausbauprojekte möglich würden, zum anderen weil mit dem durch Landesför- dermittel „aufgefüllten“ Bundes- förderprogramm Breitband allein bis Ende 2018 etwa drei bis sechs Milliarden Euro in den Ausbau bislang unterversorgter Gebiete, die sogenannten „weißen Fle- cken“, fließen würden. Join the best! Immer mehr, immer schneller – Glasfaserkabel auf der wire 2018

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