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INNOVATIONEN
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HALL 21
STAND D28
TEXT:
DEUTSCHE MESSE AG
MESSEGELÄNDE
30521 HANNOVER
GERMANY
E
in Beispiel für die Vernet-
zung von Zulieferern und
ihre Position als Entwick-
lungspartner im gesamten
Prozess ist das auf Kunststoff spezi-
alisierte Unternehmen Pöppelmann.
"Die Vernetzung mit Partnern und
Lieferanten spielt eine sehr große
Rolle für die Qualität unserer Pro-
dukte und Leistungen", sagt Thors-
ten Koldehoff, Vertriebsleiter für
Pöppelmann KAPSTO(R).
"Beispielsweise tauschen wir über
Portale mit unseren Kunden digitale
Informationen aus wie die Anfragen-
übermittlung, Einstellung von Ange-
boten, Bereitstellung von PIPAPs und
so weiter." Software und Vernetzung
vereinfachen den gesamten Prozess:
Die virtuelle Produktentwicklung und
-optimierung durch den Einsatz von
3D-Simulationen oder CATIA V5 an
über 40 CAD-Arbeitsplätzen dient bei
Pöppelmann als effizienter Weg zum
Serienwerkzeug. CAD-Daten werden
in Echtzeit über einen FTP-Server zwi-
schen Kunde und Konstruktion ausge-
tauscht.
So kann ein Artikel für einen spezifi-
schen Anwendungszweck optimal ent-
wickelt werden, da die Konstrukteure
Lösungen direkt anhand von Bauraum-
situationen gestalten können. Simula-
tionen mittels FEM (Finite-Elemente-
Methode) oder Moldflow helfen dabei,
schon in der Konstruktionsphase das
Bauteil oder Werkzeug so auszulegen,
dass es funktional ist und möglichst
effizient hergestellt werden kann.
Beim Bestellprozess hilft EDI (Elec-
tronic Data Interchange), indem Be-
stellmengen und Liefertermine au-
tomatisiert vom OEM oder Zulieferer
übermittelt werden. Beim Versand der
Waren wird die Identifizierung mithil-
fe elektromagnetischer Wellen (RFID)
eingesetzt. Bei aller Digitalisierung
gilt aber auch: "Wir sind vernetzt
und vieles geschieht schon digital",
so Koldehoff. "Aber wir sind auch mit
unseren Lieferanten und Kunden per-
sönlich vernetzt, insofern, dass nicht
nur der Verkauf, sondern auch Mitar-
beiter der Technik und Qualität immer
wieder beim Kunden vor Ort sind, um
Innovationen voranzutreiben und un-
entdeckte Verbesserungspotenziale zu
identifizieren."
Den Blick aus der anderen Richtung
hat Dr. Silvius Grobosch, stellver-
tretender Vorstandsvorsitzender des
Bundesverbandes Materialwirtschaft,
Einkauf und Logistik e. V. (BME). Das
Ergebnis jedoch ist dasselbe: "Indust-
rie 4.0 ist ohne den Einkauf 4.0 nicht
denkbar, da alle Unternehmensberei-
che erfasst werden", sagt Grobosch.
"Die Digitalisierung ist für den Einkauf
auch eine historische Chance, die es
zu nutzen gilt, um zukünftig der stra-
tegischen Bedeutung der Beschaffung
gerecht werden zu können. Ziel ist es,
die Vernetzung der Unternehmen und
Innovationen im Sinne eines Wert-
schöpfungsnetzwerkes gemeinsam vo-
ranzutreiben."
Mehr Individualisierung
Ein weiteres Thema von Integrated
Industry ist die Individualisierung.
Pöppelmann fokussiert in dieser Hin-
sicht besonders auf das Thema Rapid
Prototyping. Zum einen können An-
sichtsmuster in Losgröße 1 mittels
3D-Druck hergestellt werden. Da mit
diesem Verfahren aber keine Funkti-
onsmuster abgebildet werden können,
hat sich Pöppelmann zum anderen
im Bereich des Rapid Toolings spezi-
alisiert. Die Idee: Nicht das Bauteil
selbst, sondern das Werkzeug dafür
wird gedruckt. Das Werkzeug kann
dann in eine vorhandene Werkzeug-
Stammform eingesetzt und mit Spritz-
gussmaterial gefüllt werden. Das ist
nicht nur schneller, sondern auch wirt-
schaftlicher, weil weniger Material be-
nötigt wird, verschiedene Materialien
eingesetzt werden können und die vor-
handene Kühlung zur Verfügung steht.
Mehr Geschwindigkeit
Ein wesentlicher Effekt der zuneh-
menden Vernetzung ist eine höhere
Geschwindigkeit. Eine schnellere Lie-
ferung ist für die Salzgitter AG eines
der wichtigsten Ergebnisse der Ver-
netzung mit Partnern. Frank Seinsche,
Konzernkommunikation Salzgitter, er-
klärt: "Großaufträge erfolgen bei uns
vollautomatisch – von der Bestellung
über die Produktion und Auslieferung
bis hin zur automatischen Nachliefe-
rung bei Unterschreitung definierter
Bestandsmengen beim Kunden. All
dies erfolgt durch einen vollelektroni-
schen Datenaustausch. Dies auch bei
kleineren Abnehmern zu etablieren, ist
das Ziel für die Zukunft."
Prinzipiell geht es für Salzgit-
ter bei der Optimierung von Liefer-/
Logistik- und Produktionsprozessen
weniger darum, einzelne Prozesse,
Methoden und Tools zu identifizieren
und zu etablieren. Die Komplexität
eines Stahl- und Technologiekonzerns
wie Salzgitter verlangt eine Vielzahl
unterschiedlichster Abläufe, Verfah-
ren und Werkzeuge. Übergreifende
IT-Lösungen unterstützen Salzgitter
darin, die unterschiedlichen Prozesse
und Systeme über die gesamte Wert-
schöpfungskette hinweg zu integrieren
und zentral steuerbar zu machen. Ei-
nen wesentlichen Stellenwert nehmen
dabei aufgrund des sensiblen Zusam-
menspiels mit Zulieferern und Kunden
die IT-Systeme für Produktionsplanung
und Logistik ein. Hier beschreitet der
Salzgitter-Konzern zunehmend den
Weg vom primär durch Technologie
und Fertigungsprozesse getriebenen
Hersteller zum serviceorientierten
Lieferanten, der die Supply Chain des
Kunden maßgeblich durch seine Pro-
dukte und Services gestaltet. Perspek-
tivisch geht Salzgitter davon aus, dass
Selbstorganisation und Dezentralität
an Bedeutung gewinnen. So lässt sich
nicht nur der Flexibilisierungsgrad,
sondern auch die Liefergeschwindig-
keit – insbesondere der individuellen
Produkte – nachhaltig und reprodu-
zierbar erhöhen.
Synergien zur Digital Factory
Die Nähe zur Digital Factory zahlt
sich für Besucher und Aussteller der
Industrial Supply aus. Egal, ob es um
intelligente Lösungen für eine gemein-
same Produktentwicklung geht oder
um die Optimierung der Supply Chain,
beide Leitmessen – Digital Factory und
Industrial Supply – profitieren vonein-
ander. Ob CAD und CAE oder PLM und
ERP – digitale Vernetzung von Maschi-
nen und Anlagen, aber auch von Kon-
sumgütern verlangt nach einer durch-
gängigen Digitalisierung der gesamten
Wertschöpfungskette. Die zugrunde
liegende Software zeigen die Aussteller
der Digital Factory.
Zulieferer 4.0:
Partner in Sachen Digitalisierung
Vernetzung, Individualisierung und Geschwindigkeit – das sind die zentralen Werte und handfesten Verbesserungen,
die Zulieferunternehmen ihren Kunden in Zeiten von Digitalisierung und Integrated Industry bieten können. Wo die
Unternehmen hier stehen und in welche Richtung sie sich langfristig weiterentwickeln werden, sind zwei der be-
stimmenden Themen auf der Industrial Supply im Rahmen der HANNOVER MESSE 2017
TEXT: DEUTSCHE MESSE AG
MESSEGELÄNDE, 30521 HANNOVER
D
er
Gemeinschaftsstand
"Leichtbau aus Baden-
Württemberg" ist im Zulie-
ferbereich der HANNOVER
MESSE 2017 ein klares Highlight.
Vom 24. bis 28. April 2017 präsen-
tieren auf der Industrial Supply in
Halle 6 zehn baden-württembergi-
sche Aussteller auf 220 Quadratme-
tern ihre Innovationen im Leicht-
bau. Die beteiligten Mittelständler
repräsentieren nahezu die gesamte
Wertschöpfungskette im Leichtbau
und richten den Fokus auf besonders
wichtige Zukunftsthemen wie Digi-
talisierung, Additive Manufacturing,
hybride Werkstoffe oder neue Mög-
lichkeiten in Design, Prozessen und
Simulation.
Im Zuge der hybriden Bauweisen ge-
winnen Mischverbindungen beispiels-
weise im Fahrzeugbau immer größere
Bedeutung. Die TRUMPF Laser- und
Systemtechnik GmbH zeigt am Stand
unter anderem eine formschlüssige Ver-
bindung zwischen Metall und Kunst-
stoff, die ohne Kleber und Haftvermitt-
ler auskommt. So können völlig neue
Konstruktionen umgesetzt werden, die
verglichen mit geklebten Verbindungen
eine höhere Festigkeit aufweisen und die
Produktion dieser Bauteile vereinfachen.
Der Laserhersteller hat sich auch im
Bereich der additiven Fertigung breit
aufgestellt.
Mit neuen Leichtbau-Konzepten er-
leben auch leichte technische Textilien
ein Revival. Die Gustav Gerster GmbH
& Co. KG präsentiert am Gemeinschafts-
stand unter anderem ein Spiralgewebe
für die individuellen Verstärkungen von
runden Bauteilen. Dies wird dadurch er-
möglicht, dass Durchmesser und Mate-
rial speziell angepasst werden können.
Hierdurch lässt sich eine Gewichtsre-
duzierung im Verhältnis zu Stahl- und
Aluminiumscheiben erzielen.
Die Albert Handtmann Elteka GmbH
& Co. KG stellt den neu entwickelten
Verbundwerkstoff HICOMPELT® vor –
ein Verbundmaterial mit Carbon- oder
Glasfasergelegen. Durch die Verwen-
dung von dünnflüssigen Gusspolyami-
den kann ein besonders hoher Faser-
volumenanteil von bis zu 65 Prozent
erzielt werden. Das innovative Verbund-
material wird im sogenannten T-RTM-
Verfahren (Thermoplastisches Resin
Transfer Molding) hergestellt, das unter
anderem für eine besonders hohe Stei-
figkeit sorgt.
Die Möglichkeiten neuer Prozesse de-
monstriert die C & C Bark Metalldruck-
guss und Formenbau GmbH mit ihrem
Warmkammerdruckgießen. Damit lassen
sich leichte Magnesiumdruckgusskom-
ponenten leicht und energieeffizient
herstellen. Das Verfahren führt zu er-
heblichen Einsparungen im Bereich von
Schmelzenergie sowie zur Reduzierung
des Kreislaufmaterials beim Warmkam-
mergießen.
Durch die Kombination neuer Materi-
alien und Techniken lässt sich in Fahr-
zeugen ebenfalls so manches Kilogramm
einsparen. Die Eberspächer Gruppe, mit
der Prototechnik als Leichtbau-Tech-
nologiezentrum, präsentiert am Stand
Leichtbau-Abgasanlagensysteme unter
anderem aus Titan und Bauteilen aus
additiver Fertigung. Im Vergleich zu
einer bereits optimierten Serien-Abgas-
anlage wird das Gewicht um etwa 50
Prozent reduziert. Ermöglicht wird dies
unter anderem durch Dünnwandstruktu-
ren und eine besondere Kompetenz in
der Verarbeitung von Spezialwerkstof-
fen.
Die Kombination verschiedener Werk-
stoffe beim Hybriden Leichtbau stellt
neue Anforderungen an die Beschaf-
fenheit von Oberflächen etwa durch
keramische Beschichtungen. Mit der
CERANOD®-Beschichtungstechnologie
der ELB – Eloxalwerk Ludwigsburg
Helmut Zerrer GmbH können Alumini-
umoberflächen exakt an die Anforde-
rungen in verschiedensten Branchen
angepasst werden.
Zu sehen gibt es unter anderem un-
terschiedliche Geometrien von Laufrä-
dern und Turbinenrädern, die keramisch
beschichtet wurden.
Eine wichtige Rolle im Leichtbau
nimmt die Fügetechnologie ein. Die
Weippert Kunststofftechnik GmbH stellt
Schrauben und Muttern aus hochfes-
ten Kunststoffen mit einem Glasfaser-
anteil von 30 bis 60 Prozent her. Die
Kunststoffschrauben können unter Be-
rücksichtigung der technischen Anfor-
derungen Aluminium- bzw. Edelstahl-
schrauben ersetzen.
Kleine, aber entscheidende Gewichts-
einsparungen erzielen Hersteller durch
den Einsatz der leichten und präzisen
Kunststoffzahnräder der Werner Bauser
GmbH . Ihr Vorteil: eine Gewichtsein-
sparung im Vergleich zu herkömmlichen
Bauteilen um bis zu 40 Prozent. Immer
mehr Verwendung finden auch leichte
Kernmaterialien etwa aus Schaumstoff,
wie sie Gaugler & Lutz oHG am Gemein-
schaftsstand zeigen.
Die Landesagentur Leichtbau BW
organisiert den Stand in Halle 6 ge-
meinsam mit Baden-Württemberg In-
ternational . Die Leichtbau BW ist ein
100-prozentiges Landesunternehmen,
das ein Netzwerk von rund 1 450 Unter-
nehmen und mehr als 200 Forschungs-
einrichtungen repräsentiert, das alle
Bedarfe im Leichtbau-Bereich abdeckt.
Innovativer Leichtbau aus Baden-Württemberg