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LEBENSMITTELVERPACKUNGEN
TEXT : MESSE DÜSSELDORF GMBH
STOCKUMER KIRCHSTRASSE 61, 40474 DÜSSELDORF
M
oderne Verpackun-
gen – sie denken
mit, erinnern uns,
machen
Lebens-
mittel haltbarer, man kann sie
auf Knopfdruck erwärmen, sie
beeinflussen unsere Sinne mit
Aussehen, Geruch und Haptik
und manchmal können sie sogar
sprechen. Was Verpackungen im
Lebensmittelsektor heutzutage
leisten, geht weit über die ur-
sprüngliche Funktion des Schut-
zes der Nahrungsmittel hinaus.
Verpackungen müssen zahlrei-
chen Ansprüchen zugleich gerecht
werden: Marketing- und Vertriebs-
wünschen, gesetzlichen Vorschriften
zu Sicherheit und Hygiene, Verbrau-
cheranforderungen wie Nachhaltig-
keit oder leichterem Handling bei
gleichzeitig niedrigen Kosten für
Produktion, Transport und Lage-
rung. Dank modernster Maschinen
mit hoch automatisierter, sen-
sor- und mikroprozessgesteuerter
Antriebstechnik, innovativen Mate-
rialien, die nachhaltig hergestellt
und entsorgt werden können, ist es
der Verpackungsindustrie gelungen,
aus einer 6.000 Jahre alten Idee
ein modernes Hightech-Produkt zu
machen.
Erste Prämisse:
Schutz durch Verpackung
Und doch ist und bleibt es Haupt-
zweck jeder Verpackung, den Inhalt
während Transport und Lagerung zu
schützen. Verpackungen verhindern
Verschmutzungen oder Beschädi-
gungen und bewahren Nahrungs-
mittel vor schädlichen Umweltein-
flüssen wie Licht, Sauerstoff oder
Feuchtigkeit. Sie schützen vor Ver-
derb durch Mikroorganismen und
verhindern Aroma- und Vitaminver-
luste.
Bis zu 1,3 Milliarden Tonnen Le-
bensmittel gehen laut der Welter-
nährungsorganisation der Vereinten
Nationen (FAO) weltweit verloren.
Teils verderben die frischen Waren
während des Transports, werden
nicht rechtzeitig konsumiert oder
gelten als unverkäuflich, weil sie
vorgegebenen Standards nicht ent-
sprechen. Und oft genug kommt
es vor, dass noch genießbare Nah-
rungsmittel vom Verbraucher ent-
sorgt werden, weil das Mindesthalt-
barkeitsdatum überschritten wurde.
Dieser Gesamtproblematik ange-
nommen hat sich vor mittlerweile
über sechs Jahren die Initiative
SAVE FOOD von FAO, dem Umwelt-
programm der Vereinten Nationen
UNEP und der Messe Düsseldorf in
Kooperation mit weltweit führenden
Unternehmen, Organisationen und
Forschungsinstituten. Ihr gemeinsa-
mes Ziel: Lösungen zur Vermeidung
von Lebensmittelverlusten und
-verschwendung entlang der
gesamten
Wertschöpfungskette
schaffen. Dafür muss geeignete In-
frastruktur zur Verfügung stehen,
Normen und Standards für Verpa-
ckungen hinterfragt und angepasst,
Aufklärung betrieben werden und
nicht zuletzt an der Verpackung
selbst gearbeitet werden.
Bereits zum dritten Mal in Folge
erhält die Initiative mit dem inter-
national besetzten SAVE FOOD Kon-
gress zum Auftakt der interpack vom
4. bis 10. Mai 2017 in Düsseldorf
eine geeignete Plattform und bringt
unterschiedliche Akteure aus Wirt-
schaft, Wissenschaft, Politik und
Zivilgesellschaft im Kampf gegen
Lebensmittelverschwendung zusam-
men. Innerhalb der Messe läuft zum
zweiten Mal die SAVE FOOD Sonder-
ausstellung im innovationparc, der
sich seit 2008 bei jeder interpack
einem ausgewählten Branchenthe-
ma dezidiert annimmt.
Hygiene ist nicht alles,
aber ohne Hygiene ist alles
nichts
Vor allem bei der Lebensmittel-
verpackung ist Hygiene oberstes
Gebot; insbesondere bei sensiblen
Fleisch- und Wurstprodukten gel-
ten höchste Hygieneanforderungen.
Komplette Hochleistungslinien in-
klusive Fleischwolf, Portionierer
und Schalenversiegelungsanlage
legen das Augenmerk aber nicht
nur auf Leistung, Flexibilität und
Produktqualität, sondern insbeson-
dere auf die Schnittstellen. Denn
sie haben größten Einfluss auf die
Produktivität.
Die Verantwortung für sichere Le-
bensmittel liegt beim Unternehmen
selbst.
Hygiene-Eigenkontrollen
sind geboten, noch wichtiger jedoch
ist es, mögliche Hygienefallen von
Anfang an auszuschließen. Begin-
nend beim grundlegenden Hygienic
Design über mühelos zu reinigende
Komponenten bis zur Sterilisierung
der Umgebungsluft durch kurzwelli-
ge UV-Strahlung bieten hochmoder-
ne Anlagen höchste Hygienestan-
dards.
Vor allem im SB-Bereich hat in
den letzten Jahren die Skin-Verpa-
ckung, eine aus zwei Komponen-
ten bestehende SB-Verpackung mit
Schale aus PP oder CPET und ver-
siegelter Skinfolie, an Bedeutung
gewonnen. „Die Haltbarkeit von
Produkten lässt sich durch Vakuum-
Skin-Verpackungen deutlich verlän-
gern“, erklärt Stefan Dangel, Sales
und Marketing Manager bei Sealpac.
Die intelligente Verpackung
Die Innovationskraft der Verpa-
ckungsindustrie ist enorm. Wer sich
mit modernsten Verpackungstech-
nologien auseinandersetzt, kommt
an Nanotechnologie, Printed oder
Organic Electronics nicht vorbei.
Intelligente und smarte Hüllen, die
den Frischegrad von Lebensmitteln
erkennen und gezielt beeinflussen
können, sind längst weit mehr als
eine Utopie.
Aktive Verpackungen regeln das
Feuchtigkeitsniveau,
verhindern
Keimbildung oder töten diese sogar
gezielt ab – zum Beispiel durch so-
genannte Absorber. Eisen sorgt bei
sauerstoffempfindlichen Getränken
wie Bier oder Säften für längere
Frische. Kochsalz in der Verpackung
hemmt Kondenswasserbildung und
lässt beispielsweise Champignons,
die sich in der Regel schon nach
kurzer Zeit farblich verändern, län-
ger gut aussehen. "Die Idee war es,
eine Verpackung zu entwickeln, die
Feuchtigkeit aufnehmen und regu-
lieren kann", erklärt Frau Dr. Corne-
lia Stramm vom Fraunhofer Institut
für Verfahrenstechnik und Verpa-
ckung IVV Freising den Ansatz des
Forschungsvorhabens.
Erkennbar frisch
Ob Lebensmittel noch genießbar
sind, können bei modernen Verpa-
ckungen spezielle Sensoren sicht-
bar machen. Sie reagieren, wenn
bestimmte Stoffe oder Gase abge-
sondert werden, und zeigen dies
per Farb- oder Fluoreszenzwechsel
an. So wird auf den ersten Blick
erkennbar, in welchem Zustand sich
die Nahrungsmittel befinden. Einer
der häufigsten Gründe für Lebens-
mittelverderb ist die Unterbrechung
der Kühlkette. Mithilfe intelligenter
Zeit-Temperatur-Indikatoren kön-
nen diese angezeigt werden, meist
als Farbveränderung.
Nachhaltigkeit als Grunddisziplin
Die Ansprüche der Verbraucher
an Lebensmittelverpackungen sind
hoch. Nicht nur Sicherheit und
Hygiene, sondern auch Nachhaltig-
keit gehört zu den Forderungen an
die Verpackungsbranche. In erster
Linie verbinden die Konsumenten
mit Nachhaltigkeit die Themen Re-
cycling und Entsorgung. Der Ausbau
von Pfand- und Recyclingsystemen
sowie nicht zuletzt klare Vorgaben
haben dazu geführt, dass die Wie-
derverwertung von Verpackungen in
den vergangenen Jahren stark zuge-
nommen hat. Vor allem in Europa
wird vermehrt recycelt; bis 2020
sollen alle EU-Staaten die Hälfte ih-
res Müllaufkommens verwerten.
Darüber hinaus spielen bei der
Beurteilung von nachhaltigen Ver-
packungen auch das verwendete
Material und dessen eingesetzte
Menge sowie die Verpackungsgröße
im Vergleich zum Inhalt wesentliche
Rollen. Klarer Trend der Branche: Die
Verwendung von nachwachsenden
Rohstoffen. Diese werden mit dem
Ziel einer verbesserten CO2-Bilanz
an Stelle von konventionellen Ma-
terialien eingesetzt und häufig als
besonders nachhaltig kommuniziert.
Untersuchungen zeigen jedoch, dass
auch eben jene konventionellen Ma-
terialien wie beispielsweise klassi-
sche Kunststoffe bei der Betrach-
tung des gesamten Lebenszyklus
eines Produkts Umweltvorteile mit
sich bringen können – etwa durch
effiziente Recyclingsysteme. Letzt-
lich erfordert die Beurteilung der
nachhaltigsten Lösung eine ganz-
heitliche Betrachtung eines jeden
Anwendungsfalles unter Berücksich-
tigung der unterschiedlichen Fakto-
ren für alle Stadien der Wertschöp-
fungskette.
Verpackt 4.0
Neben der Erwartungshaltung
der Verbraucher sieht sich die Ver-
packungsindustrie auch erhöhten
Ansprüchen ihrer Kundschaft aus-
gesetzt. Auf Wünsche nach mehr
Flexibilität und Effizienz reagiert die
Branche unter anderem mit einer
intelligenten und vernetzten Fabrik,
in der klassischer Maschinenbau mit
Sensoren, Software und Services ef-
fizient verknüpft wird.
Industrie 4.0 ist längst zum Stan-
dard in der Lebensmittelindustrie
geworden und ist eng mit der Kom-
ponentenindustrie verknüpft, die
als Wegbereiter für den technologi-
schen Fortschritt betrachtet werden
kann. In der Sonderschau „compo-
nents – special trade fair by inter-
pack“ werden neben hochmoderner
Antriebs-, Steuer- und Sensortech-
nik auch Produkte zur industriellen
Bildverarbeitung, Handhabungs-
technik, industrielle Software und
Kommunikation sowie komplette
Automatisierungssysteme für Verpa-
ckungsmaschinen vorgestellt.
Moderne Anlagen sind in der
Lage, nicht nur eigenständig In-
formationen zu Prozess- und Sys-
temzuständen zu liefern, sondern
untereinander zu kommunizieren
und Prozessabläufe selbstständig
zu korrigieren, wo es notwendig
ist. „Intelligente Produkte steuern
dann individuell den eigenen Pro-
duktionsprozess. Mehr noch: Durch
die Kommunikation über die Wert-
schöpfungskette hinweg wird der
Lebenszyklus eines Produktes lü-
ckenlos nachvollziehbar. Völlig neue
Geschäftsmodelle sind möglich“, er-
läutert Hartmut Rauen, Stellvertre-
tender VDMA-Hauptgeschäftsführer.
Ein Vorreiter bei der Nutzung
solch fortschrittlicher Technologien
ist Bosch Packaging Technology,
die plant, ab der interpack im Mai
2017 alle neuen Prozess- und Ver-
packungsmaschinen mit dem soge-
nannten Human Machine Interface
der nächsten Generation – HMI 4.0
auszustatten. Neu ist unter anderem
die geführte intuitive Bedienung per
Multi-Touch-Technologie – ähnlich
wie bei Smartphones oder Tablets.
Das System meldet Fehlfunktionen
umgehend und gibt zusätzlich Infor-
mation zur möglichen Ursache und
Hilfestellung zur Fehlerbehebung
an die Hand. „Dies ist eine revolu-
tionäre Neuerung“, so Stefan König,
Mitglied des Bereichsvorstands bei
Bosch Packaging Technology.
Verpackungen sind unverzicht-
bar für moderne Gesellschaften.
Dies gilt ganz besonders für Le-
bensmittel und wird vor allem dort
deutlich, wo sie fehlen – in sich
entwickelnden Ländern. Oft verder-
ben Nahrungsmittel unter anderem
durch mangelhafte oder fehlende
Verpackung für Transport und La-
gerung, bevor sie den Konsumenten
erreichen. In den Industrienationen
wiederum muss eine Verpackung
nicht nur gut schützen, sie muss
zudem gut aussehen. Und sie muss
sich durchsetzen in den überfüllten
Regalen der Supermärkte, denn die
Mehrzahl der Kundschaft entschei-
det erst beim Einkauf, welches
Produkt tatsächlich im Warenkorb
landet.
Lebensmittelverpackungen:
sicher, effizient, smart und nachhaltig
Intuitive Maschinenbedienung mit dem HMI 4.0 von Bosch. Foto: Bosch