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CNC Power- Engineering NUM GmbH Zeller Straße 18 D-73271 Holzmaden www.num.com Always on the move NUM an der EMO Halle 25, Stand D32 Power-Engineering für höchsten Kundennutzen basierend auf einer offenen Steuerung: • Flexibles System mit offenen Technologie HMIs wie z.B. NUMgear, NUMmill, NUMgrind, ... inkl. Technologie-Zyklen. • NUM unterstützt Sie in der Realisierung Ihrer Automa- tions-, Cloud- und Industrie 4.0 Projekte. • Weltweite Betreuung und Serviceleistungen. • Umfassende Produktpalette für Ihre Maschinenautomation. • In enger Partnerschaft lösen wir auch Ihre Aufgabenstellung. Rufen Sie uns an, oder über- zeugen Sie sich am besten gleich selbst, z.B. bei einem Besuch an unserem Stand an der EMO:

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22.08.2017 11:26:34

LEICHTBAU

TEXT:

VEREIN DEUTSCHER

WERKZEUGMASCHINENFABRIKEN E.V. (VDW),

CORNELIUSSTRASSE 4

60325 FRANKFURT

GERMANY

H

öchstfeste Werkstof-

fe sind nicht nur im

Flugzeug- und Auto-

mobilbau, sondern

auch im Maschinenbau sehr

beliebt, weil sie oft vergleichs-

weise leicht und zugleich sehr

stabil sind. Werkzeugmaschi-

nen stoßen jedoch beim Zer-

spanen dieser Materialien

nicht selten an ihre physikali-

schen Grenzen. Abhilfe bieten

Maschinenstrukturteile

aus

leichten

Faserverbundwerk-

stoffen. Welche schwierigen

Klippen dabei zu bewältigen

sind, zeigt der Einblick in ein

noch nicht abgeschlossenes

Forschungsprojekt des Aache-

ner Fraunhofer-Instituts für

Produktionstechnologie IPT,

das auch auf der EMO Hannover

präsentiert wird.

CFK statt Stahl

sorgt für mehr Dynamik

Die Aachener gehen beim Op-

timieren von Konstruktionen üb-

licherweise ganzheitlich vor. Das

heißt: Die Konstruktion der ge-

samten Maschine steht im Blick-

feld der Wissenschaftler, also

auch die Entwicklung wichtiger

Antriebselemente der Werkzeug-

maschine. Aktuell untersuchen

die Aachener Forscher gemein-

sam mit einem Werkzeugmaschi-

nenhersteller aus Magdeburg,

wie sich eine neuartige Maschi-

nenkomponente für senkrechte

Bewegungen (Z-Achse) aus Koh-

lefaserverbundkunststoff (CFK)

in einer Werkzeugmaschine ver-

hält und wie sich der Z-Schlitten

optimieren lässt.

"Mit der Entwicklung des CFK-

Schlittens starteten wir 2013",

erzählt Christoph Tischmann,

Niederlassungsleiter der MAP

Werkzeugmaschinen GmbH aus

Magdeburg. "Wir verfügen be-

reits über viel Erfahrung mit Li-

near- und Rundachsen, etwa zum

Bearbeiten von Aluminium. Doch

für hochfeste Werkstoffe wie die

Titanlegierung Inconel besitzen

sie nicht die nötige Antriebsleis-

tung." Daher entschied sich MAP

zur Entwicklung einer Werkzeug-

maschine mit sehr starken An-

trieben: So kommen nun 55- und

72-Kilowatt-Spindeln (Drehmo-

ment 210 bzw. 273 Newtonme-

ter im S1- bzw. S6-Betrieb) zum

Einsatz, die deutlich schwerer

und größer ausfallen. "Um bei

der Dynamik keine Abstriche zu

machen, suchten wir nach einer

Möglichkeit, das größere Ge-

wicht zu kompensieren", erklärt

Tischmann. "Daher entschieden

wir uns für die CFK-Variante."

Zum Vergleich: Vorher arbeite-

te die Werkzeugmaschine in der

Z-Achse mit Spindeln mit einer

Leistung von 28 bis 36 Kilowatt.

Es handelt sich also in etwa

um eine Verdoppelung der An-

triebsleistung. Gleichzeitig sinkt

durch den Einsatz von CFK die

Masse gegenüber einer aus Stahl

hergestellten Achse um rund 60

Prozent. "Wir wollen aber kein

bestimmtes Zielgewicht errei-

chen, sondern streben ein op-

timales Verhältnis zwischen Ge-

wicht und Steifigkeit an", erklärt

der wissenschaftliche Mitarbeiter

Filippos Tzanetos vom Fraunho-

fer IPT.

Denn es stellt sich die Frage,

wie sich der Wechsel von einem

Stahlführungsschlitten zu ei-

ner CFK-Konstruktion mit einem

rund doppelt so schweren An-

trieb auf die Gesamtkonstruk-

tion auswirkt. Das Fraunhofer

IPT hat dazu die thermischen

und dynamischen Reaktionen

der gesamten Maschine auf den

Z-Führungsschlitten analysiert.

"Die Maschine wurde auf Herz

und Nieren geprüft", berich-

tet Tischmann. "Anhand dieser

Messungen entstanden mehrere

Lösungsansätze, um die Konst-

ruktion zu verbessern."

Gesamte Konstruktion wird an

neuen Werkstoff angepasst

Weil sich Werkstoffe nicht ein-

fach eins zu eins ersetzen lassen,

gilt es, die Konstruktion an das

neue Material anzupassen. Hier

hat sich in der Praxis die so ge-

nannte Finite-Elemente-Simula-

tion bewährt. "Wir sehen uns im

Detail auf dem Computer die loka-

len Stellen der Konstruktion mit

der größten Nachgiebigkeit an,

um die Ursachen zu ermitteln",

erklärt Tzanetos. "Anschließend

versuchen wir, einige bisherige

Komponenten durch Bauteile aus

Aluminium oder CFK zu ersetzen

oder das dynamische Verhalten

an bestimmten kritischen Stellen

durch Versteifungen oder Rippen

zu verbessern."

Die Arbeit mit CFK ist für Kon-

strukteure eine besondere Her-

ausforderung, denn der Werkstoff

verhält sich anisotrop: Laut Defi-

nition beschreibt die Anisotropie

die Richtungsabhängigkeit einer

Eigenschaft oder eines Vorgangs.

Das heißt, bei Faserwerkstof-

fen hängt die Steifigkeit oder

Festigkeit von der Richtung der

Fasern ab. Ein CFK-Bauteil ver-

hält sich jedoch beim Simulieren

anders als in der Wirklichkeit.

Tzanetos nennt die Details für

Fachleute: "Die Aussagekraft der

Simulation wird mit der Unsi-

cherheitsfortpflanzung nach DIN

ISO 21748:2014-05 geschätzt.

Die Unsicherheit der Parameter

des Modells hat einen gewissen

Einfluss auf die Unsicherheit der

Ausgangsvariablen des Modells.

Dieser wird mit der Monte Carlo-

Simulation errechnet."

Hilfestellung

erhält

das

Fraunhofer-Institut bei derar-

tigen Projekten oft von ande-

ren Instituten oder Spinn-offs,

doch in diesem Fall fanden die

Wissenschaftler Unterstützung

im eigenen Haus. "In unserem

Institut gibt es die Abteilung

für Faserverbund- und Lasersys-

temtechnik", berichtet Tzanetos.

"Diese Abteilung hat über viele

Jahre hinweg Kompetenzen im

Bereich der Auslegung von Werk-

zeugmaschinenkomponenten aus

Faserverbundkunststoffen (FVK)

aufgebaut und steht uns bei der

Projektbearbeitung durch vor-

handenes Simulations-Know-how

für Faserverbundbauteilausle-

gung tatkräftig zur Seite."

Kompetenzen zu bündeln,

sichert den Erfolg

Eine derartige Unterstützung

ist für die Lösung von Frage-

stellungen im Bereich der Ver-

wendung von FVK-Komponenten

im Maschinen- und Anlagenbau

unumgänglich, da diese Werk-

stoffe aufgrund ihrer anisotro-

pen Eigenschaften hier eher

selten Anwendung finden. "Bis-

lang besteht diese vornehme

Zurückhaltung gegenüber des

FVK-Einsatzes, weil anders als

bei konventionellen Werkstoffen

nicht auf existierende Konstruk-

tions- und Auslegungsstandards

zurückgegriffen und daher nicht

ohne weiteres eine Vorhersage

getroffen werden kann, wie sich

ein FVK-Bauteil im Zusammen-

spiel mit der restlichen Maschi-

nenstruktur dynamisch verhält",

erklärt der Aachener Wissen-

schaftler. "Fehler entstehen,

wenn ein Bauteil zum Beispiel

nur auf die Steifigkeit in eine

Achsrichtung ausgelegt wird, je-

doch die Steifigkeit in den wei-

teren Achsrichtungen unberück-

sichtigt bleibt. Wenn wir aber

mit Simulationstools sowohl

FVK-Komponente als auch die

Werkzeugmaschinendynamik fein

aufeinander abstimmen, kann

nichts schiefgehen. Zur Lösung

der Problemstellung werden da-

her die notwendigen Kompeten-

zen innerhalb dieses Projekts in

unserem Hause vereint."

Lasern statt Kleben

Kritisch ist auch das Verbinden

von CFK mit Metallen. Bisher kam

hier ein Klebeverfahren zum Ein-

satz, das allerdings laut Tzanetos

vier Nachteile aufweist:

• Die CFK-Fläche muss

mechanisch bearbeitet

werden.

Dies führt zu Unstetigkeit und

Schwächung der CFK-

Eigenschaften.

• Es garantiert nur eine niedrige

Festigkeit (pro Fuge: 10 bis

40 Megapascal).

• Es hängt stark ab von den

Umgebungsbedingungen

(z.B. Temperatur, Verunreini-

gungen, Späne, Kühlschmier-

stoff).

• Geklebte Verbindungen

besitzen eine niedrige

Verschleißfestigkeit.

Alle diese Nachteile behebt

ein Laserverfahren. Doch nicht

nur die Verbindungstechnik sieht

der MAP-Niederlassungsleiter als

problematisch an. "Um die ex-

akten Positionier- und Wieder-

holgenauigkeiten der Maschine

auch bei hoher Dynamik zu ge-

währleisten, schaben wir u.a. die

Auflagen der Linearführungen

manuell ab", sagt Tischmann.

"Es ist für uns nun eine enorme

Herausforderung, das auch bei

CFK hinzubekommen."

Trotz aller Schwierigkeiten

habe sich der Wechsel zu CFK

gelohnt, meint der Experte mit

Blick auf die EMO Hannover. Der

Werkzeugmaschinenhersteller

denkt an einen gemeinsamen In-

fostand mit dem Fraunhofer IPT,

um die Fortschritte und Vorge-

hensweisen mit diesem "neuen

Werkstoff" vorzustellen. "Prinzi-

piell möchten wir am Ende die-

ses Projektes eine dynamische,

präzise und vor allem kraftvolle

Maschine auf den Markt brin-

gen", erklärt Tischmann. "Diese

soll sich speziell im Aerospace-

Bereich etablieren."

EMO Hannover inspiriert

auch die Wissenschaft

Auch der IPT-Wissenschaftler

sieht Kooperationsprojekte wie

das mit der MAP Werkzeugma-

schinen GmbH als eine gute

Möglichkeit, um im Austausch

mit der Industrie neue Wege zu

gehen. Das aktuell noch laufen-

de Projekt hat den Aachenern

Mut gemacht, mit Industrie-

partnern in Sachen CFK weiter

voranzugehen. Weiterführende

Anregungen zu vergleichba-

ren Werkstoff-Fragen und zum

Leichtbau erhalten Tzanetos

und Kollegen aus der Wissen-

schaft im September auf der

EMO Hannover.

Profile

Fraunhofer IPT, Aachen

Das Institut erarbeitet Sys-

temlösungen für die vernetzte,

adaptive Produktion. Die Auf-

traggeber und Kooperationspart-

ner kommen aus der gesamten

produzierenden Industrie – aus

der Luft- und Raumfahrttechnik,

dem Automobilbau und seinen

Zulieferern, dabei vor allem aus

dem Werkzeug- und Formenbau,

der feinmechanischen und opti-

schen Industrie, aber auch aus

den Life Sciences und vielen

anderen Branchen. Betriebshaus-

halt 2016: rund 27,9 Mio. Euro;

Mitarbeiter: 450

MAP Werkzeugmaschinen

GmbH, Magdeburg

Im Jahre 1995 wurde die

MAP von Know-how-Trägern der

ehemaligen Fritz Werner Werk-

zeugmaschinen GmbH gegrün-

det. Aktuell werden bei MAP die

Bereiche Konstruktion, sowohl

elektrisch als auch mechanisch,

Fertigung, Service und Spindel-

service abgedeckt. Zusätzlich

entstehen Synergieeffekte durch

den Vertriebspartner Lerinc

Werkzeugmaschinen & Automati-

on GmbH aus Heiligenhaus, der

sowohl den Vertrieb als auch die

administrative Verwaltung abbil-

det.

Die heutige MAP Werkzeug-

maschinen GmbH zeichnet sich

nicht nur durch Know-how und

fachliche Kompetenz in den ge-

nannten Bereichen aus, sondern

auch durch viele Jahre intensi-

ver Branchenerfahrung im Ma-

schinenbau und in der Zerspa-

nungsindustrie. Daher gibt es

mittlerweile auch ein namhaftes

Kundenspektrum, u.a. in der Au-

tomobil- und Aerospace-Branche.

Mitarbeiter: 75

Nimm’s leicht: Mehr Dynamik

mit Vitamin C(FK)

EMO Hannover 2017 liefert inspirierende Ideen zum Leichtbau