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DIGITALE TRANSFORMATION

Halle 4 Stand A74 cool tools WERKZEUGE FÜR INOX: Die Kühlung macht den Unterschied SCHWER ZERSPANBAR E INFACH BEARBEITEN – Rost- und säurebeständige Stähle – Titan und Titanlegierungen – Superlegierungen – Cr-Co-Legierungen MIT HÖCHSTEN LEISTUNGEN IN KLEINEN DIMENSIONEN – kurze Bearbeitungszeit – verbesserte Standzeit – hohe Prozesssicherheit – gesteigerte Produktivität – ab Durchmesser 0.3 mm MIKRON TOOL SAAGNO 6982 Agno | Switzerland mto@mikron.com www.mikrontool.com

TEXT:

VEREIN DEUTSCHER

WERKZEUGMASCHINENFABRIKEN E.V. (VDW),

CORNELIUSSTRASSE 4

60325 FRANKFURT

W

äre Industrie 4.0 nur

der Oberbegriff für

eine neue Foto- oder

TV-Anwendung, laute-

te der Werbeslogan der EMO Han-

nover 2017 vielleicht "So muss

Industrie 4.0" oder "Industrial

Internet of things – ich bin doch

nicht blöd". Das Leitthema der

Messe Connecting systems for in-

telligent production ist komplexer,

wird aber trotzdem gut angenom-

men. Das zeigt eine Umfrage un-

ter EMO-Ausstellern zur digitalen

Transformation.

"Die wichtigste Aufgabenstellung

für Hersteller und Anwender von

Werkzeugmaschinen ergibt sich aus

der Digitalisierung", erklärt EMO-Ge-

neralkommissar und VDMA-Präsident

Carl Martin Welcker. "Exakt dieses

Thema adressiert die diesjährige EMO

Hannover." Die Messe trägt für ihn

dazu bei, Hürden auf dem Weg zur

digitalen Transformation zu nehmen.

Er bezeichnet Industrie 4.0 zudem

als Mindset: Diese Denkweise sollte

die Mitarbeiter auf Ideen bringen,

wie sie Industrie 4.0 in die Tat um-

setzen können. Auch sein Unterneh-

men, die Alfred H. Schütte GmbH &

Co. KG aus Köln, ist in Sachen di-

gitale Transformation aktiv. Mit dem

Thema Industrie 4.0 starteten die

Kölner bereits vor über zwei Jah-

ren. Auf einem eigens eingerichteten

EMO-Stand demonstriert das Unter-

nehmen, wie sich Automaten dank

ihrer offenen Schnittstellen nach

dem Standard OPC-UA vernetzen las-

sen. "Wir führen zum Beispiel vor,

wie sich Maschinendaten ins Netz

schieben lassen, um sie dann aus der

Ferne mittels einer App abzufragen",

erläutert Schütte-Geschäftsführer

Welcker. "Das bietet unseren Kunden

die Möglichkeit, Zustände zu visuali-

sieren und zu überwachen sowie Be-

triebsdaten zu analysieren, auf deren

Basis sich zum Beispiel Wartungs-

maßnahmen einleiten lassen."

Ein ständiger Entwicklungsprozess

"In Sachen Industrie 4.0 befinden

wir uns kontinuierlich in der Wei-

terentwicklung" konstatiert Klaus

Eberts, Abteilungsleiter Key Account

bei der Grob-Werke GmbH & Co. KG,

Mindelheim. "Einen Großteil der Ent-

wicklung übernimmt die interne In-

dustrie 4.0-Abteilung." Bereits ent-

wickelte Produkte wie Grob4Analyze

oder Grob4Pilot dienen zur Produk-

tions- und zur Verfügbarkeitsstei-

gerung. Die nächsten Projekte, die

sich mit machine learning, virtuellen

Welten sowie Energieeffizienz und

Ressourcenschonung beschäftigen

werden, sind bereits in Planung.

Das Unternehmen hat nicht nur für

sich, sondern auch für Kunden und

weitere Partner eine eigene Software

namens Grob-Net4Industry mit zehn

einzelnen Modulen entwickelt, die

Produktionsanlagen digitalisiert und

vernetzt. Doch nicht nur die Tech-

nik, sondern auch die Ergonomie

spielt bei Industrie 4.0 eine immer

wichtigere Rolle. Grob stellt dazu

das besondere HMI-Bedienkonzept

"Grob4Pilot" (HMI: human machine

interface) vor. Eine multifunktionale

Bedieneroberfläche und die Unter-

stützung spezifischer Applikationen

ermöglichen eine papierlose Produk-

tion sowie eine ergonomische und in-

tuitive Maschinenbedienung. "Durch

revolutionäre Eingabegeräte wird der

Maschinenbediener bei Benutzerfüh-

rung und Steuerung eine neue Ebene

wahrnehmen", sagt Markus Frank,

Abteilungsleiter Grob-Net4Industry.

"Das neuartige Produkt Grob4Pilot

wurde in Kooperationen mit Anwen-

dungstechnikern, Werkern, Designern

und Softwareingenieuren gemeinsam

entwickelt. Die Entwicklung stand

unter dem Motto usability meets ef-

ficiency."

Trendscouting zu E-Mobilität,

Leichtbau und Industrie 4.0

Die Gebr. Heller Maschinenfabrik

GmbH aus Nürtingen geht Industrie

4.0 bereits seit 2010 an – also lan-

ge bevor der heute allgegenwärtige

Begriff geprägt wurde. Das Unter-

nehmen hat hierzu einen separaten

Entwicklungsbereich mit dem Namen

Development New Business & Tech-

nologies eingerichtet. Der Vorteil ei-

ner derartigen speziellen Abteilung:

Sie nimmt neue Technologien unter

die Lupe, um daraus zukünftige Ge-

schäftsfelder zu entwickeln. Im Mit-

telpunkt steht seit sieben Jahren das

gezielte Trendscouting zu den The-

men Kohlendioxid- und Verbrauchsre-

duzierung bei Verbrennungsmotoren,

E-Mobilität, Leichtbau und Industrie

4.0. Kernaspekte der Digitalisierung

sind ergänzende Maschinenfunk-

tionalitäten, Dienstleistungen on

demand und erweiterte Servicemög-

lichkeiten.

Ziel ist Steigerung

der Produktivität

Den Ansatz erklärt Bernd Zapf,

Bereichsleiter von Development New

Business & Technologies: "Unter

dem Dach Heller4Industry bündeln

wir alle Aktivitäten, die im Zusam-

menhang mit Industrie 4.0 und der

Digitalisierung der Prozesskette ste-

hen. Ein Ziel in der Zerspanung ist

es, die Produktivität weiter zu stei-

gern und damit einen Mehrwert für

Kunden zu schaffen. Die Steigerung

der overall equipment effectiveness

(OEE) – für uns das Produkt aus den

Größen Verfügbarkeit, Produktivität

und Qualität – gelingt dann, wenn

die Maschine in Einklang mit den

Randbedingungen steht."

Industrie 4.0 heißt für die Schwa-

ben aber auch Verbesserung der

Bedienung: Dazu entstand eine ein-

fache, neue bedienerorientierte Be-

nutzeroberfläche, die dem Werker

Touch-Funktionen anbietet, die sonst

typisch für Smart Phones oder Tab-

letts sind. Ein anderer I4.0-Baustein

ist das Heller Services Interface, das

Fertigungs- und Instandhaltungspro-

zesse transparent macht. Das Modul

bildet die Basis für Auswertungen

und Statistiken und unterstützt den

Anwender dabei, Maschinenausfall-

zeiten zu senken. Dem Instandhal-

ter hilft die Visualisierung, gezielte

Informationen über den Zustand von

Achsen, Spindeln und anderen Bau-

gruppen zu erhalten: Er ermittelt per

predictive maintenance den aktuel-

len Verschleißzustand, um dann prä-

ventive Maßnahmen zur Vermeidung

ungeplanter Stillstände zu starten.

Das Modul Heller4Performance soll

Prozesse und Leistung steigern. Es

koppelt dazu zeitsynchron Echtzeit-

daten ins Intranet, die dann extern

in einer Cloud-Plattform ausgewertet

und visualisiert werden. So liefert es

einen Einstieg in Industrie 4.0.

Das Werkzeug und sein

digitaler Zwilling

"Der Weg in Richtung Industrie

4.0 wird ohne die Daten der Ferti-

gungshilfsmittel ins Leere führen",

konstatiert Dr.-Ing. Götz Marczin-

ski, Geschäftsführer der Cimsource

GmbH aus Aachen. "Die Fähigkeit,

diese Daten zu liefern und mit ihnen

umzugehen, wird in Zukunft wettbe-

werbsnotwendig sein."

Eines der wichtigsten Fertigungs-

hilfsmittel ist beim Zerspanen zwei-

fellos das Werkzeug. Mit Blick auf

die Datentransparenz steht und fällt

Industrie 4.0 jedoch mit dem digi-

talen Abbild des realen Werkzeugs.

Dieser so genannte digitale Zwilling

mit allen relevanten Daten hilft bei

der Simulation der Zerspanung, dem

"Bestücken" einer virtuellen Werk-

zeugmaschine oder beim Digitalisie-

ren der Wertschöpfungskette in der

Fabrik (Supply Chain).

Inspiriert wurde der Maschinen-

bauingenieur und Absolvent der

RWTH Aachen vom dortigen Konzept

des internet of production und der

damit einhergehenden Idee von einer

einheitlichen, durchgängigen Daten-

struktur (Stichwort: single source of

truth). Als eine Art Machining-Goog-

le entstand die Plattform ToolsUni-

ted, deren neueste Funktionen das

Unternehmen auf der EMO Hannover

vorstellt. Dazu zählt beispielsweise

die Möglichkeit für Werkzeugherstel-

ler, ein eigenes Portal zu betreiben,

über das sie mit ihren Lieferanten

direkt kommunizieren.

"Wir verstehen uns als Händler

des internet of production, der den

Werkzeugherstellern bei der Daten-

aufbereitung und dem Erstellen der

digitalen Zwillinge hilft, die wir

dann zu einem Standardformat zu-

sammenführen", sagt Marczinski.

"Der Endabnehmer erhält auf diese

Weise eine single source." Nutzer

von ToolsUnited finden mit Hilfe der

Datenbank den passenden Webshop

und dort ihre regionalen Lieferanten.

Weil ToolsUnited jedoch keine Han-

delsplattform ist, läuft der Kauf über

die jeweiligen Web-Shops.

Doch Cimsource will beim digitalen

Zwilling noch einen Schritt weiter

gehen. So wollen die Aachener zu-

sammen mit dem Fraunhofer-Institut

für Mikroelektronische Schaltungen

und Systeme (IMS) aus Duisburg und

dem Heinz-Nixdorf Institut Pader-

born die Kennwerte der Zerspanungs-

prozesse zuverlässiger erfassen. "Die

Daten aus der Maschinensteuerung

werden eingegeben und lassen sich

über eine Identifikationsnummer

dem jeweiligen Werkzeug zuordnen",

erklärt der Geschäftsführer. Diese Da-

ten müssen allerdings immer direkt

in Verbindung mit dem Werkzeug

verfügbar sein, also auch nach dem

Wiederaufbereiten des Werkzeugs,

etwa dem Nachschliff. Dazu wieder-

um dürfen die Daten nicht im Werk-

zeug gespeichert werden, vielmehr

müsste eine Referenz auf eine ent-

sprechende Lebenszyklusakte in der

Cloud eingerichtet werden.

Die Aachener entwickeln nun eine

neue Technologie, die auf hochfre-

quenter Funkidentifikation (RFID: ra-

dio frequency identification) basiert.

Gedacht ist an einen winzigen Chip

mit Funkantenne, die Einsatz- und

Werkzeugdaten sendet und empfängt.

Die Lösung steht und fällt mit einer

Technologie, die den Chip während

der Herstellung so in das Werkzeug

integriert, dass er auch nach der

Wiederaufbereitung noch funktio-

niert. "Auf diese Weise ließe sich ein

Schwarm Daten sammelnder Werk-

zeuge verwirklichen, die Big Data

für die Plattform ToolsUnited erzeu-

gen, in der dann mit Hilfe von Data-

Mining-Algorithmen Lösungen für

Zerspanungsaufgaben entstehen",

meint Marczinski. "Doch noch suchen

wir vorrangig nach einer Methode,

maschinenlesbare Identnummern auf

die Werkzeuge zu bringen."

Digitale Messtechnik macht die

Arbeit komfortabler

Doch Industrie 4.0 bedeutet auch

smart factory, in der automatisches,

schnelles und bedienerfreundliches

Messen oberste Priorität besitzt:

Die Bandbreite reicht von der Hand-

messtechnik mit Funkübertragung

bis zur automatisierten elektronisch

geregelten Messmaschine mit Ro-

boterbeladung. "Unsere digitalen

Bügelmessschrauben, Messschieber

und -uhren machen die tägliche Ar-

beit in der Qualitätssicherung von

Fertigungsbetrieben deutlich kom-

fortabler", sagt Utz Wolters, Leiter

des Branchen- und Applikations-

marketing bei der Mahr GmbH, Göt-

tingen. "Diese Messgeräte verfügen

über das bedienerfreundliche Funk-

system integrated wireless, das die

Bewegungsfreiheit des Anwenders

erhöht." Beim Messen an Bearbei-

tungsmaschinen oder an größeren

Werkstücken entfalle daher beispiels-

weise das störende Arbeiten mit Da-

tenkabeln. Für den integrierten Funk

besitzt Mahr das europäische Patent.

Die Möglichkeit der Datenübertra-

gung per Funk vereinfache zudem die

Erfassung und Dokumentation von

Messdaten. Die Daten lassen sich

passend zur Messaufgabe per Knopf-

druck an den Messgeräten oder über

Fernsteuerbefehle an einen Funk-

empfänger am Computer senden. Wie

Fertigungsmesstechnik im Zusam-

menspiel mit Industrie 4.0 funktio-

niert, führen die Göttinger auf der

EMO Hannover unter anderem bei

der Weltpremiere ihrer neuen leis-

tungsstärksten, "funkenden Bügel-

messschraube" vor. Mehr über diese

und andere Innovationen rund um

die digitale Transformation erfahren

Besucher auch bei den zahlreichen

Vorträgen – zum Beispiel auf dem

VDMA-Forum Innovative Lösungen

für Industrie 4.0 (Halle 4, Stand

D44) oder dem Forum im Rahmen der

Sonderschau industrie 4.0 area (Hal-

le 25, Stand B60).

VDMA-Forum auf der EMO 2017: In-

novative Lösungen für Industrie 4.0

Vom 19. bis 21. September stel-

len VDMA-Mitgliedsunternehmen und

Partner aus der Forschung auf der

EMO Hannover in 30 kurzen Vorträ-

gen auf dem VDMA-Stand innovative

Ideen und Produkte zu Industrie 4.0

vor. Im Mittelpunkt stehen Vorträge

zu konkreten technischen Umsetzun-

gen aus den Bereichen Präzisions-

werkzeuge, Mess- und Prüftechnik,

Forschung und Werkzeugdatenaus-

tausch. Besucher erfahren, wie intel-

ligente Spannsysteme arbeiten und

wie sich durch Vernetzung von Werk-

zeugen und Software Fertigungspro-

zesse simulieren, Werkzeuglebenszy-

klen überwachen und Kosten senken

lassen.

Der rote EMO-Faden ist digital

Die EMO Hannover 2017 präsentiert Trendsetter der digitalen Transformation