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OILS+FATS 2017
TEXT & BILD:
MESSE MÜNCHEN GMBH
MESSEGELÄNDE
81823 MÜNCHEN
DEUTSCHLAND
P
arallel zur drinktec
findet vom 11. bis 15.
September 2017 die
oils+fats statt, Euro-
pas einzige Fachmesse für die
Herstellung und Weiterverar-
beitung von pflanzlichen und
tierischen Ölen und Fetten.
In einem Teil der Halle C1 prä-
sentieren international führende
Aussteller Systeme, Anlagen und
Komponenten. Weitere wichtige
Themen sind die Bereiche Roh-
und Hilfsstoffe sowie Lösungen
zur Prozess- und Qualitätskon-
trolle. Übrigens: Alle Besucher
der oils+fats haben mit ihrer
Eintrittskarte auch Zugang zur
drinktec 2017, Weltleitmesse für
die Getränke- und Liquid-Food-
Industrie, sowie zur ebenfalls
in die drinktec integrierte Wein-
technologiemesse SIMEI – und
umgekehrt. Ein überaus interes-
santer Aspekt, denn: Getränke-
und
Liquid-Food-Produzenten
nutzen häufig ähnliche Techno-
logien und Verpackungen wie sie
auch in der Öl- und Fettindustrie
zum Einsatz kommen.
Durch die Gewinnung und Wei-
terverarbeitung von Speiseölen
und -fetten zieht sich seit Jah-
ren ein roter Faden – die Suche
nach einer Alternative für etwas
Bewährtes, Geschätztes. Am An-
fang dieses Fadens stehen grob
vereinfacht tierische Fette wie
Schmalz oder Butter. Beide wa-
ren traditionell genutzte Pro-
duktionsmittel und Zutaten in
der Lebensmittelindustrie. Dann
kam die Cholesterindebatte, die
sehr medienwirksam und überaus
emotional geführt wurde. Fort-
an war Margarine das Produkt
der Wahl aufgrund des globalen
Kampfs gegen Cholesterin. Bis zu
dem Zeitpunkt, als sogenannte
Transfette darin nachgewiesen
wurden. Sie entstanden bei der
notwendigen Härtung der Pflan-
zenöle, schließlich sollte Mar-
garine ja streichfest und nicht
flüssig sein. Diese Transfette
wurden in der öffentlichen Wahr-
nehmung mit vielerlei negativen
Schlagzeilen wie „krebserregend“
oder „Übergewicht“ in Verbin-
dung gebracht. Zwar konnten die
Produzenten die Transfettheraus-
forderung durch die Optimierung
ihrer Margarineherstellung lösen,
letztendlich galt aber erneut: Ist
der öffentliche Ruf erst einmal
ruiniert, ist der Weg zurück stei-
nig und lang. Es schlug die Stun-
de der Palmöle, die heute sprich-
wörtlich in aller Munde sind.
Palmöl: Kein Paradies
ohne Bedrohung
Palmöle werden aus dem
Fruchtfleisch der Ölpalme ge-
wonnen. Sie sind rein pflanzlich
und trotzdem von Natur aus fest,
müssen also nicht gehärtet wer-
den. Transfette spielen daher
keine Rolle. Zudem ist Palmöl
deutlich günstiger als andere
Öle. Verständlich, dass es heute
mit 30 Prozent Marktanteil vor
Sojaöl weltweit das wichtigste
Pflanzenöl ist. Etwa zwei Drittel
davon finden in fertigen Lebens-
mitteln Verwendung, wo das Fett
wegen seiner cremigen Konsis-
tenz und seiner Hitzebeständig-
keit sehr geschätzt ist.
Aber kein Paradies ohne Be-
drohung: Zuerst geriet Palmöl in
die mediale Kritik, weil für den
Anbau der Palmen Regenwald ge-
rodet werde. Dann wurde in den
Gazetten vor sogenannten Pro-
zesskontaminanten in Lebens-
mitteln gewarnt, die raffiniertes
Palmöl enthalten. Dabei handelt
es sich um Glycidyl-Fettsäurees-
ter (GE) sowie 3-Monochlorpro-
pandiol (3-MCPD) und 2-Mono-
chlorpropandiol (2-MCPD) sowie
deren Fettsäureester. Alles Sub-
stanzen, die genauso in Lebens-
mitteln mit anderen stark erhitz-
ten pflanzlichen Ölen und Fetten
als Zutat vorkommen können und
deren abschließende objektive
Risikobewertung noch nicht voll-
ständig vorliegt.
Food Safety Forum
Die oils+fats widmet dem The-
ma ein eigenes Forum. Im „Food
safety Forum“ diskutieren Exper-
ten über: „Food safety in oils:
present situation and solutions
to analyse and mitigate the for-
mation of 3-MCPD and GE in food
oils“. Marc Kellens, Global Tech-
nical Director von desmet balles-
tra und Organisator des Forums,
umschreibt die Problematik so:
„Die Palmölindustrie unter-
nimmt seit der Jahrtausendwen-
de große Anstrengungen beim
Thema Nachhaltigkeit. Heute
hat sie es mit einem Thema zu
tun, das eher in Richtung Er-
nährungssicherheit geht und
eine stärkere Kontrolle der ge-
samten Zuliefererkette erfordert.
Es liegt an den unterschiedlichen
Beteiligten, den Palmölprodu-
zenten ebenso wie den Verarbei-
tern und den Verbrauchern, die-
ses Problem auch als Chance zu
begreifen, und zwar indem man
die Qualitätsstandards des Palm-
öls verbessert, von der Anpflan-
zung bis zur Anwendung.“
Die wichtigsten Vertreter der
Palmölindustrie haben ihre Teil-
nahme am Food Safety Forum
bereits fest zugesagt, darun-
ter: MPOB (Malaysian Palm Oil
Board), FEDIOL (European fede-
ration representing the European
oil and proteinmeal industry)
und MPOCC (Malaysian Palm Oil
Certification Council).
Tierische Fette und
Biokraftstoffe möglicherweise
vor Renaissance
„Wie lassen sich diese uner-
wünschten Substanzen messen,
wie entfernen? Besser noch: Wie
verhindere ich, dass sie über-
haupt erst entstehen? Das wird
aktuell sehr heiß diskutiert“,
so Klaus-Peter Eickhoff vom
oils+fats-Aussteller GEA Group.
Eine Debatte, die laut Eickhoff
auf dem Markt bereits erste Spu-
ren hinterlässt: „Zurzeit werden
in Europa wieder Anlagen ge-
baut, um Palmöl chemisch zu
raffinieren, weil hierbei diese
Prozesskontaminanten nicht auf-
treten. Das war früher nicht der
Fall.“ Die chemische Raffination
ist nämlich nicht wirklich das
Verfahren, welches die Industrie
bevorzugt. Denn sie ist teurer
als die thermische Raffination,
sie hat größere Verluste und
produziert Nebenprodukte, die
entsorgt werden müssen. Gleich-
zeitig deutet sich eine zaghaf-
te Renaissance von tierischen
Nahrungsfetten an. Klaus-Peter
Eickhoff verdeutlicht: „Wir haben
zurzeit dazu zwei große Projekte
in Europa. Das hat es in den letz-
ten 10 bis 15 Jahren nicht gege-
ben.“ Wird Palmöl also in einigen
Nahrungsmitteln demnächst wie-
der durch tierische Fette ersetzt,
kehrt die Industrie an den An-
fang ihres roten Fadens zurück?
Tatsächlich spricht manches da-
für, schließlich wird die Choles-
terin-Debatte heute wesentlich
differenzierter geführt.
Einen Sachverhalt, den sich
Dr. Edgar Remmele vom Tech-
nologie- und Förderzentrum im
Kompetenzzentrum für Nach-
wachsende Rohstoffe (TFZ),
Straubing, auch für ein ebenfalls
abgekühltes ehemaliges heißes
Eisen der oils+fats wünscht:
„Bei der Herstellung eines Bio-
kraftstoffs auf Pflanzenölbasis
fällt etwa 2/3 der verarbeiteten
Masse als Eiweißfuttermittel
an. Wenn man jetzt einrechnet,
dass dieses Koppelprodukt Soja-
Schrot vom Weltmarkt ersetzt,
trägt der Biokraftstoff viel mehr
zum Klimaschutz bei als bei der
jetzigen Bewertung als reiner
Brennstoff.“
Treibhausgaseinsparungsquote
mischt Karten neu
Die spannende Frage lautet also:
Wie groß ist der ökologische Fuß-
abdruck eines Biokraftstoffs auf
Basis von Pflanzenölen wirklich?
Ein Parameter, der aufgrund ei-
ner geänderten politischen Wei-
chenstellung wieder an Gewicht
gewinnt - und auf der oils+fats
für eine Belebung des Segments
sorgen könnte: Denn die Mine-
ralölindustrie muss heute eine
genau vorgegebene Treibhaus-
gasemissionsreduzierung nach-
weisen, und zwar vom Feld, auf
dem die Ölpflanze wächst, bis zur
Zapfsäule. Zuvor reichte es aus,
einen definierten Prozentsatz
vom Mineralölmarkt energetisch
durch einen Biokraftstoff zu er-
setzen.
„Aufgrund dieser neuen Treib-
hausgaseinsparungsquote be-
steht jetzt der Anreiz, die Bio-
diesel- und Ölgewinnungsanla-
gen weiter zu optimieren, um
beim Verarbeitungsprozess Treib-
hausgase einzusparen. Denn das
bedeutet, dass die Mineralöl-
industrie weniger Biotreibstoff
zukaufen muss, um ihr Einspar-
ziel zu erfüllen“, fasst Dr. Rem-
mele zusammen. Dahinter steht
übrigens auch die große Popu-
larität von Biokraftstoffen aus
gebrauchten Fetten und Ölen.
Diese weisen nämlich eine sehr
hohe Einsparquote auf, weil ihre
Quellen als Rest- bzw. Abfallstoff
mit Null Treibhausgasemission in
die Gesamtbilanz eingehen.
Zurück zur Selbstversorgung
mit Biotreibstoffen?
Neben dieser bereits aktuell
greifenden Reform gibt es zudem
weitere mittelfristig ausgerich-
tete Weichenstellungen, die für
eine steigende Nachfrage nach
Biokraftstoffen sprechen. So
planen und terminieren welt-
weit immer mehr Staaten deren
Beimischung. Und in den politi-
schen Klimaschutzplänen werden
bis 2050 konkrete branchenüber-
greifende Treibhausgaseinspa-
rungsverpfichtungen angekün-
digt. Auch zum Beispiel für die
Land- und Forstwirtschaft, für
die eine Rückkehr zur „Selbstver-
sorgung“ besonders interessant
ist. Dr. Remmele veranschau-
licht: „Zum einen resultiert dar-
aus eine Treibhausgaseinsparung
von über 80 Prozent im Vergleich
zum Dieselkraftstoff.
Der Biokraftstoff ist zweitens
biologisch abbaubar und als nicht
wassergefährdend deklariert. Bei
Havarien in umweltsensiblen Be-
reichen wie auf Flächen der Land-
wirtschaft sind keine Umwelt-
schädigung zu erwarten. Nicht
zuletzt werden bei der Produktion
des Kraftstoffs wertvolle Eiweiß-
futtermittel gewonnen und neue
Wertschöpfungen in ländlichen
Regionen geschaffen.“ Auch hier
gibt es bereits deutliche Signale
der Zuliefererseite, dass dieses
Szenario längst mehr als nur eine
ferne Vision ist. So bieten eini-
ge der weltgrößten Landmaschi-
nenhersteller auf dem deutschen
Markt bereits ab Werk pflanzenöl-
taugliche Traktoren an – mit der
geforderten Abgasnorm sowie vol-
ler Garantie und Gewährleistung.
Der Markt für Speiseöle, Fette so-
wie Schmier- und Kraftstoffe ist
und bleibt also spannend. Umso
wichtiger ist demzufolge eine
wirkliche Fachmesse, auf der die
gesamte Verfahrenskette abgebil-
det und zudem Innovationen und
perspektivische Neuerungen der
Branche vorgestellt und diskutiert
werden – die oils+fats 2017.
Weitere Informationen:
www.oils-and-fats.comParallel zur drinktec 2017
Fachmesse oils+fats präsentiert Lösungen
für die Öl- und Fettindustrie
»Durch die Gewinnung und Weiterverarbeitung
von Speiseölen und -fetten zieht sich seit Jahren
ein roter Faden«